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Berlin: Strandbad Friedrichshain

Zum ersten Mal startet in Deutschland ein Festival für Sandskulpturen-Bauer – am Spreeufer an der Eastside Gallery

Klotzen statt Kleckern – das ist das ungeschriebene Motto für das erste internationale Sandskulpturen-Festival in Berlin. Dort entstehen keine Kleckerburgen, wie sie im Sommer die Küsten säumen und von jeder ernst zu nehmenden Welle weggespült werden, sondern große Kunstwerke, zumindest was die Maßstäbe angeht: jede Plastik muss mindestens vier Metern hoch sein, um beim Wettbewerb zugelassen zu werden.

Angetreten sind die weltbesten Sandskulpteure aus zehn Ländern, die von den 2200 Tonnen eigens herangekarrten Sand jedoch nur 40 Tonnen für ihre Gebilde benötigen. Neben Wasser und Sand braucht es viel Ausdauer, Fingerspitzengefühl und vor allem das nötige Werkzeug.

Jeder hat dabei seine eigene Technik. Pavel Zadanouk aus Moskau, amtierender Weltmeister, arbeitet mit Miniaturspachteln und einem feinen Wasserstrahl, mit dem er selbst kleinste Details herausarbeitet. Andere nutzen sogar Zahnbürsten und Eisstiele, um Arabesken, originelle Tiermotive oder Versatzstücke aus der Architekturwelt entstehen zu lassen.

Jeder Bildhauer hat 25 Kubikmeter Sand, der mit Presslufthämmer verdichtet wird, und acht Tage Zeit gehabt. „Das Ganze funktioniert nur mit Überblick und Geduld“, sagt Zadanouk – er gilt als einer der Superstars der Szene. Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Rund 300 Künstler weltweit beschäftigen sich professionell damit, fast alle arbeiten als Restauratoren oder Maler.

Vor allem in Kalifornien und Südostasien sind seine Künste gefragt, wo die größten Festivals stattfinden. Wie andere Trends wurde die im Szenejargon Carving genannte Kunst in den siebziger Jahren an der amerikanischen Westküste erfunden und ist seitdem zum Spektakel gereift. „Deutschland erscheint hingegen immer noch als weißer Fleck auf der Sandskulpturen-Karte“, sagt Honne Dohrmann, einer der Organisatoren. Er hat zusammen mit anderen Carvern monatelang den Wettbewerb an der Spree vorbereitet, den ersten überhaupt in Deutschland. Neben dem „Deutschen Sandskulpturenpreis“ wird ein Publikumspreis und eine „Artist’s Trophy“ ausgelobt.

Damit die Skulpturen nicht gleich in alle Windrichtungen zerstreuen, hat Dohrmann zahlreiche Sandproben in der Umgebung Berlins nehmen und mikroskopisch untersuchen lassen. „Es ist ein bisschen wie Alchemie“, sagt der Däne Martin Tulinius, der neben Zadanouk die Szene prägt und in Friedrichshain zusammen mit anderen Carvern an einer acht Meter hohen Groß-Skulptur arbeitet. So muss der Sand eine sehr feine Körnung und einen bestimmten Lehmgehalt haben, um dadurch selbst Gewitterregen zu trotzen. Schließlich sollen die Arbeiten länger halten als Kleckerburgen am Strand.

Sandsation, Internationales Carving-Festival am Spreeufer der Eastside Gallery bis 20. Juli, täglich 10 bis 22 Uhr. Eintritt 5, für Kinder 2,50 Euro. Jeden Freitag mit Musik vom Plattenteller in der Chillout-Lounge. Die Verleihung des Deutschen Sandskulpturenpreises findet am 22. Juni statt. Weitere Infos: www.sandsation.de

Henning Kraudzun

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