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Bald ist die Haltestelle mit den geschwungenen Betondächern vor dem Hauptbahnhof fertig. Sie wird eine der großzügigsten in Berlin - und vermutlich die teuerste.

© imago/PEMAX

Straßenbahn am Berliner Hauptbahnhof: Bahnkundenverband will neue Haltestelle abreißen lassen

Der Bahnkundenverband hält die schicke Tramhaltestelle am Hauptbahnhof für eine Fehlkonstruktion - so wie die ganze Anbindung des Knotens. Andere sind froh, dass bald mehr Bahnen dorthin fahren.

Ende August soll die Straßenbahn endlich an der Designerhaltestelle vor dem Hauptbahnhof halten statt an dem Provisorium nebenan. Mehr als ein halbes Jahr nach Eröffnung der Strecke durch die Invalidenstraße hält die M 5 dann zwischen den geschwungenen Dächern, die rund eine Million Euro gekostet haben. Außerdem wird die Station dann auch von M 8 und M 10 erschlossen.

Doch jetzt hat sich der Deutsche Bahnkundenverband mit einem innovativen Vorschlag gemeldet: Abreißen und neu bauen. Die Haltestelle sei zu kurz, zu eng, die Gleise lägen zu dicht beieinander.

Eigentlich sei die ganze Bus- und Tramanbindung des Hauptbahnhofs so vermurkst, dass sie „in ihrer geplanten Form nur einen provisorischen Charakter haben kann“, schreibt der DBV, der nach eigenen Angaben mehr als 7500 Mitglieder hat, darunter viele Fachverbände.

„Von der Kapazität her müsste das passen“

Die Resonanz fällt – gelinde gesagt – verwundert aus: „Das wird immer noch die größte Straßenbahnhaltestelle Berlins sein“, sagt BVG-Sprecherin Petra Reetz. „Was hier als Fehler dargestellt wird, ist so geplant.“ Mit fünfeinhalb Meter Gesamtbreite sei die Haltestelle für Berliner Verhältnisse großzügig dimensioniert. Und der Abstand zwischen den Gleisen reiche für 2,5 Meter breite Fahrzeuge. Zwar sind manche Modelle 2,65 Meter breit, aber die „Flexity“ – laut Reetz „unsere Straßenbahn der Zukunft“ – misst nur 2,4 Meter; ältere Modelle sind sogar noch schmaler.

Auch beim Fahrgastverband Igeb heißt es: „Von der Kapazität her müsste das passen.“ Zwei Linien im Zehnminutentakt und eine alle 20 Minuten seien nichts Besonderes – und kämen staubedingt mal alle im Pulk, werde es überall eng wie etwa am Alexanderplatz. Auch hätte man die Gleise gleich für breitere Fahrzeuge vorbereiten können, aber „wir sind erst mal froh, wenn die Bahn dort überhaupt fährt“. Nur dass die BVG grundsätzlich keine Doppelhaltestellen mehr baue, sei bedauerlich, sagt Igeb-Geschäftsführer Florian Müller.

Besiegte Geißel der Menschheit

BVG-Sprecherin Reetz dagegen hält Doppelhaltestellen für eine aus gutem Grund besiegte Geißel der Menschheit: Wo zwei Züge hintereinander halten, gebe es Gedrängel und Gerenne; Menschen könnten zwischen den Bahnen über die Gleise laufen – und am Hauptbahnhof wäre wegen des vielen Reisegepäcks alles ganz besonders schlimm. „So aber stehen sie an der Haltestelle, die Bahn fährt ein – und es ist ihre. Und wenn es nicht ihre ist, warten sie auf die nächste, ohne mit ihren Koffern losrennen zu müssen.“

Gebaut wird vor dem Hauptbahnhof in wenigen Jahren wohl ohnehin wieder: Wenn die Tram zum Bahnhof Turmstraße verlängert wird, muss die Invalidenstraße wieder aufgerissen werden.

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