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‚Knut’ wird als Dermoplastik modelliert.

© Museum für Naturkunde Berlin

Streicheln verboten: Knut kommt als Präparat ins Naturkundemuseum

Darauf haben Fans in aller Welt gewartet: Zwei Jahre nach seinem Tod zeigt das Naturkundemuseum die Figur des Zoo-Eisbären mit echtem Fell. Doch ob Eisbärenfreunde es übers Herz bringen, sich die Knut-Überreste anzusehen, bleibt fraglich.

Es war am Montag eine überraschende Nachricht. Das frühere Star-Tier des Zoologischen Garten Berlin ist jetzt fertig präpariert. Am Montag teilte das Naturkundemuseum Berlin mit, dass der am 19. März 2011 plötzlich verstorbene Publikumsliebling jetzt zu einer Dermoplastik modelliert ist. Die 30 Kilogramm schwere lebensechte Nachbildung des in aller Welt beliebten, von Hand aufgezogenen Eisbären ist aber zunächst nur vom 16. Februar bis zum 15. März im Foyer des Naturkundemuseums an der Invalidenstrasse 43 in Mitte zu sehen. Der Bär in der Vitrine ist gratis zu sehen, dafür gestaltet das Museum sogar seinen Eingangsbereich um. Zahlende Museumsbesucher werden an der Seite eingelassen, Knut-Fans kommen vorne rein.

Nach den vier Wochen Knut-Show kommt die Eisbärenplastik wieder hinter die Kulissen in die Sammlung - um dann 2014 als Teil der Ausstellung "Wert der Natur" endgültig gezeigt zu werden. Die zwei langjährig erfahrenen Präparatoren haben die Dermoplastik anhand von Fotos und Videos aus dem Internet, mit Tonmodellierungen und auch mithilfe der Original-Knochen des am 5. Dezember 2006 geborenen Eisbären erstellt. Sein gereinigtes Fell hat auch noch die dunklen Flecken, die beim Wälzen im Rindenmulch durch freigesetzte Gerbsäure entstanden sind. Knuts Haupttierpfleger Thomas Dörflein hatte ihm die weiche Stätte auf dem harten Fels immer bereitet, um seiner Handaufzucht eine möglichst naturnahe Unterbringung zu ermöglichen.

Mit dem Knut-Präparat kommt das Museum für Naturkunde dem Wunsch eines großen Teils der Berliner Bevölkerung nach. „Wir wissen um die Symbolkraft des Tieres. Er steht für den Schutz einer bedrohten Tierart und für den Kampf gegen die globale Klimaerwärmung sowie die Beziehung zwischen Mensch und Tier“, so Generaldirektor Johannes Vogel. „Das Thema ‚Wert der Natur’ wird in den nächsten Jahren in einer Sonderausstellung des Museums aufbereitet. In diese Ausstellungskonzeption wird der Eisbär ‚Knut’ als gesellschaftliches Phänomen und Botschafter einer bedrohten Tierart integriert.“ ‚Knut’ ist als Dermoplastik präpariert. Dabei wird über eine künstlerisch angefertigte Körperplastik das originale Fell gezogen.

‚Knut’ wurde als Dermoplastik modelliert: Auf Grundlage eines Modelliergerüstes wurde die Bärenplastik systematisch in Ton modelliert. Das fertige Tonmodell wird mit Trennblechen unterteilt. Durch einen Gipsauftrag entsteht eine mehrteilige Negativform, die später mit Polyurethanschaum ausgeschäumt und die Formteile zusammengefügt wird - so erklärt das Museum den Werdegang. Die so entstandene Plastik wurde dann mit dem Fell überzogen. Knut hat Glasaugen, die Knochen werden in der Sammlung für immer konserviert.

Mit Knut hatte die Welt einen noch nie dagewesenen Rummel um ein Zootier erlebt. Der Zoo machte Millionenumsätze, Besucher standen Schlange, Touristen reisten aus dem Ausland an. Knut wurde dank der intensiven Betreuung durch das Team um den - ebenfalls tragisch verstorbenen Tierpfleger Thomas Dörflein - letztlich beliebtes Motiv etwa auf Bettwäsche, er wurde zum Kinofilmprotagonisten, zum Symboltier der UN-Klimakonferenz, zum beliebten Kuscheltier. Zum Geschöpf, dass die Herzen der Menschen weltweit, auch in Asien, erwärmte. Deswegen wird es jetzt aber auch Knut-Fans geben, die den Anblick ihres Lieblings als Ausstellungsstück nicht verkraften können oder wollen - und denen beim Anblick des "Tieres" ganz sentimental zumute werden wird.

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