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Hoffentlich nicht! Zuletzt wurde bei der Berliner S-Bahn 2007 gestreikt.

© dpa

Streikdrohung: S-Bahn-Personal beklagt hohe Arbeitsbelastung

Klaus Wowereit hat an die S-Bahner appelliert, sich nicht am bundesweiten Streik zu beteiligen. Die beklagen die hohe Arbeitsbelastung, ein Lokführer ließ am Mittwochabend einen Zug einfach stehen.

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Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat die Gewerkschaften gewarnt, die S-Bahn in bundesweite Streikaktionen einzubeziehen. Dies wäre „unverantwortlich und kontraproduktiv“, sagte er am Mittwoch im Abgeordnetenhaus. Selbstverständlich hätten die Arbeitnehmer bei der Bahn das Recht, zur Durchsetzung ihrer Ziele das Streikrecht wahrzunehmen. „Aber das ist auch eine Frage der Verhältnismäßigkeit“.

Wowereit geht davon aus, dass eine „verantwortungsbewusste Gewerkschaftsführung dies berücksichtigt“. Ein Arbeitskampf bei der S-Bahn würde nach der langanhaltenden Krise zu einer zusätzlichen Belastung der Bürger führen. Er könne nur dringend an die Gewerkschaft Deutscher Lokführer appellieren, „sich drei Mal zu überlegen, ob die S-Bahn in die Streikaktionen einbezogen wird“. Streiks könnten, wie berichtet, frühestens am Montag beginnen.

Unter den Mitarbeitern sind die Ansichten zu einem Streik geteilt. Mehr Geld zu bekommen, steht nicht bei allen Lokführern an der Spitze der Wunschliste. Viele beklagen auch die hohe Arbeitsbelastung. Der Personalabbau der vergangenen Jahre habe dazu geführt, dass es in vielen Bereichen zu wenig Mitarbeiter gebe – sei es bei den Fahrdienstleitern oder bei den Triebfahrzeugführern. Dass ein Lokführer während der Fahrt seinen Zug abstellen muss, den die Fahrgäste dann vorzeitig verlassen müssen – wie zuletzt am Mittwochabend auf dem Bahnhof Südkreuz – ist nach Angaben von Mitarbeitern längst keine Ausnahme mehr. Dort war, wie gestern berichtet, ein Lokführer auf der Linie S 2 Richtung Blankenfelde nicht weitergefahren und hatte die Fahrgäste im Zug rund zehn Minuten warten lassen. Danach erklärte er, nach zehn Stunden sei sein Dienst jetzt zu Ende.

Die Schichten von Triebfahrzeugführern dürfen nach Angaben der S-Bahn bis zu zehn Stunden dauern. Acht Stunden davon sind fürs Fahren erlaubt; fünf davon am Stück. Der Rest ist Pausenzeit. Ausnahmsweise kann der Dienst auf zwölf Stunden verlängert werden. Werden diese Zeiten erreicht, ist ein Weiterfahren untersagt. Dazu kommen kann es zum Beispiel, wenn eine Ablösung nicht geklappt hat und der Lokführer deshalb weiterfahren musste.

Kein Fahrer werde aber gezwungen, die vorgeschriebenen Arbeitszeiten zu überschreiten, sagen Mitarbeiter. Würde es dazu kommen und dann etwas passieren, müssten sich auch die Vorgesetzten verantworten. Deshalb werden die Züge bei Erreichen der erlaubten Dienstzeiten nach Rücksprache mit der Zentrale aus dem Betrieb genommen und Fahrgäste müssen in den folgenden Zug umsteigen.

Wegen des eingeschränkten Betriebs durch betriebliche Mängel werden Fahrgäste an diesem Wochenende nochmals entschädigt. Einzelfahrscheine gelten am Sonnabend und Sonntag bei allen Bahnen und Bussen im Tarifgebiet ABC wieder als Tageskarten. Damit ist die erste Runde des „Entschuldigungspakets“ der S-Bahn abgeschlossen; weitere Erstattungen für Jahres- und Monatskäufer sowie für Abonnenten werden noch folgen.

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