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Nichtraucherbank

© Kristina Wollseifen

Streit in Berlin: Prenzlauer Berg ist ein einziges Missverständnis

Die Bewohner des Prenzlauer Bergs in Berlin werden aus der ganzen Republik beäugt. Der Bezirk ist für vieles bekannt, nur nicht für seine höflichen Umgangsformen.

Prenzlauer Berg ist ein einziges Missverständnis. Das fängt schon mal damit an, dass viele Zugereiste tatsächlich einen Berg dieses Namens erwarten. Irgendwo haben sie „im Prenzlberg“ sagen hören und glauben nun, das sei so eine Art Kyffhäuser: Untendrin sitzt Walter Ulbricht mit seinem Politbüro, und wenn der Spitzbart wie bei Kaiser Barbarossa dreimal um den Tisch gewachsen ist, kehrt er zurück, um den Gommenismus zum Sieg zu führen.

Die abweichende Realität ist dann immer eine herbe Enttäuschung, die die Bürger von Prenzlauer Berg büßen müssen. Aus der ganzen Republik werden sie beäugt, müssen sich für ihre eleganten Kinderwagen rechtfertigen und ihren enormen Verbrauch an Latte Macchiato und verwandten Getränken. Deshalb wird auch der Vorgang, den wir hier auf dieser Seite schildern, auch mal wieder als „typisch Prenzlberg“ die Runde machen: eine Nichtraucherbank!

Dabei ist das alles ganz nett gedacht. Die Frau, die sie aufgestellt hat, wollte einfach die blöden Kippen nicht mehr wegräumen, die sich dort in kurzer Zeit ansammelten. Deshalb schrieb sie freundlich „Dies ist eine Nichtraucherbank“ drauf und ergänzte sogar mit einem „Danke“.

Das war vermutlich der entscheidende Fehler. Denn der Bezirk ist zwar für alles Mögliche bekannt, aber sicher nicht für übertrieben höfliche Umgangsformen. Und niemand ist unhöflicher als ein Raucher, der sich verfolgt fühlt und nun auch die Qualmhoheit im öffentlichen Freiraum zu verlieren fürchtet.

Das passt nicht. Vermutlich hätte die erzürnte Frau einfach auf gut Berlinisch „Nehmt eure Kippen mit, ihr Wichser!“ draufschreiben sollen. Aber ob sie damit in die Zeitung gekommen wäre?

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