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Berlin: Streit um ein Mädchen: 18-Jähriger erstochen

Polizei fahndet nach 17-jährigem Ex-Freund

Es ging um die Liebe zu einem Mädchen bei dem tödlichen Streit. Noch ziehen sich Blutspuren vom Spazierweg am Paul-Lincke-Ufer in Höhe der Hobrechtbrücke bis zum Rasenstreifen am Ufer des Landwehrkanals in Kreuzberg. Zwischen den zahlreichen Joggern, die gestern dort entlangliefen, steht eine Gruppe junger Türkinnen. Die Mädchen sind geschockt, einige weinen. Am frühen Sonntagmorgen wurde ihr Freund, der 18-jährige Ömer Y., dort erstochen. Der mutmaßliche Täter ist ein Bekannter des Opfers: Hakan T., 17 Jahre. Die Polizei fahndet nun nach ihm.

Die Tat geschah gegen sechs Uhr morgens. Aus den ersten Vernehmungen kennt die Polizei ungefähr den Ablauf: Hakan hatte sich mit seiner ehemaligen Freundin Rabiya A. (17) zu einer „Aussprache“ am Ufer getroffen. Bis vor etwa zwei Monaten waren die beiden ein Paar. Mehrere Stunden sollen sie dann auf einer Parkbank am Ufer geredet und gestritten haben. Dann irgendwann rief die Freundin ihren neuen Freund, Ömer, an. Als der hinzukam, eskalierte die Situation. Erst sollen sich Hakan und Ömer beschimpft, dann geschlagen haben. Und irgendwann zückte offenbar Hakan, der bei der Polizei als dringend tatverdächtig gilt, ein Messer und stach seinem Kontrahenten mehrmals in den Oberkörper. Ömer starb noch am Tatort. Hakan flüchtete. Wahrscheinlich mit einem Taxi, denn die Polizei sucht einen Taxifahrer, der gegen sechs Uhr „eine männliche Person“, wie es im Polizeibericht heißt, an der Ohlauer Straße / Ecke Paul-Lincke-Ufer mitgenommen hat.

„Wir sind zuversichtlich, dass wir den Tatverdächtigen bald finden“, sagt Klaus Ruckschnat, Leiter der 3. Mordkommission. Verschiedene Passanten hatten von der blutigen Auseinandersetzung am Ufer etwas mitbekommen und die Feuerwehr und Polizei alarmiert. Von Zeugen hat die Kripo auch erfahren, dass sich der Tatverdächtige zu der verabredeten Aussprache wahrscheinlich mit einem Taxi hatte fahren lassen. Bislang sei Hakan T. nicht als Schwerkrimineller aufgefallen. Er sollen einige wenige Verfahren wegen kleinerer Straftaten gegen ihn laufen.

Die jungen Frauen, die trauernd am Tatort verharren, berichten nichts Gutes über Hakan. Ein „Stressmacher“ sei er gewesen und ja, durchaus auch gewalttätig. Er habe es nicht verkraften können, dass seine ehemalige Freundin einen neuen Freund hatte. Ömer hingegen beschreiben die Mädchen fast bewundernd als „sehr hilfsbereit, liebevoll und sehr solide“. Er habe eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker gemacht und Rabiya, die im selben Wohnhaus wie er in Neukölln wohnt, sehr geliebt.

Nach der Tat wurde die 17-Jährige kurz vernommen und dann von einem Notfallseelsorger betreut. Dieser ist selbst türkischer Abstammung. Schon seit einigen Jahren arbeitet die Polizei mit muslimischen Notfallseelsorgern zusammen. „Sie kennen sich besser aus mit den Gepflogenheiten und auch den Trauerritualen unter Muslimen“, sagt ein Ermittler. Außerdem könne der Seelsorger der Polizei helfen, unter den Angehörigen der Beteiligten zu vermitteln. „Die Emotionen der drei beteiligten Familien kochen hoch“, sagt ein Ermittler. Die Polizei müsse nun „Ruhe hineinbringen, damit es nicht noch weitere Opfer gibt“, sagt er. Ob es sich um einen Mord wegen „verletzter Ehre“ handelt, will die Kripo noch nicht kommentieren. Doch offenbar ging es um Kränkungen, Enttäuschungen. „Die Jungen machen das nach, was die Älteren ihnen vorleben“, sagt ein Ermittler. Er meint damit, dass in der Vergangenheit schon häufig Streitereien, bei denen es um „verletzte Ehre“ ging, tödlich endeten.

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