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Jahrzehntelang hatte Potsdam mangels eines Stadtschlosses für die acht Figuren auf den beiden seitlichen Kopfbauten der Humboldt-Universität keine Verwendung. Das sieht nach dem Wiederaufbau des alten Hohenzollernbaus nun anders aus. Friedrich II. (hier sein Reiterstandbild Unter den Linden) dürfte die Rückkehr der Skulpturen recht sein: Unter seiner Regentschaft erhielt Potsdams Schloss seine endgültige Form.

© Kitty Kleist-Heinrich

Streit um Skulpturen auf Humboldt-Uni: Landtagspräsident Fritsch soll Figuren nach Potsdam zurückholen

Schon lange streiten Berlin und Potsdam um Figuren des alten Potsdamer Stadtschlosses, die seit 1966 auf dem Dach der Humboldt-Universität stehen. Jetzt soll der brandenburgische Landtagspräsident die Skulpturen zurückholen.

Das Bündnis Potsdamer Mitte setzt sich nun bei Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) für die Rückkehr der Attika-Figuren auf das wiedererrichtete Potsdamer Stadtschloss ein. Am Mittwoch wollten Vertreter der Initiative eine Liste mit über 1000 Unterschriften an Fritsch übergeben. Damit soll der Präsident dazu aufgefordert werden, die Schlösserstiftung zu einem sogenannten Rückgabeverlangen zu bewegen – also sich für eine Rückkehr von der Berliner Humboldt-Universität nach Potsdam einzusetzen.

Gesammelt wurden die Unterschriften am Eröffnungswochenende des neuen Potsdamer Landtagsschlosses am 18. und 19. Januar. Unter „ungünstigen Umständen“, wie Hans-Joachim Kuke vom Stadtschloss-Verein sagt. Zwar hätten die Unterschriftensammler einen Stand zugewiesen bekommen, doch dieser sei sehr klein gewesen und habe zudem etwas abseits des Besucherstroms gestanden. Umso mehr freue es ihn, dass eine so große Zahl an Unterstützern zusammengekommen sei, sagte Kuke. „Das war ein erster Versuch, und er war erfolgreich.“

Unterstützer aus ganz Brandenburg

Die Unterzeichner stammten vorwiegend aus Potsdam und aus allen Teilen der Stadt. Aber auch Menschen aus Berlin und dem übrigen Brandenburg hätten die Petition unterzeichnet. „Man unterstützt diese wichtige Schlossvervollkommung eben doch auch im ganzen Land", so Kuke.

Und auch einige bekannte Persönlichkeiten hätten unterschrieben, etwa der frühere Schlösserstiftungschef Hans Joachim Giersberg oder der Architekt des Landtagsschlosses, Peter Kulka. Auch Politiker sind laut Kuke unter den Unterstützern, etwa der ehemalige Brandenburger Innenminister Jörg Schönbohm (CDU), die FDP-Abgeordnete Linda Teuteberg oder der Potsdamer Baubeigeordnete Matthias Klipp (Grüne).

Ob die Unterschriftenaktion Früchte trägt, wird sich womöglich schon am heutigen Donnerstag zeigen. Dann trifft sich Landtagspräsident Fritsch mit dem jetzigen Generaldirektor der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh, um erstmals über eine mögliche Rückführung zu verhandeln. Auch mit dabei sein wird Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der als Vermittler auftreten soll. Bislang ist Dorgerloh gegen eine Rückkehr der Figuren.

Es geht um acht Skulpturen

Konkret handelt es sich um acht noch intakte der einst 76 Skulpturen, die das originale Potsdamer Stadtschloss zierten. Geschaffen wurden die an die Antike angelehnten, überlebensgroßen Skulpturen Mitte des 18. Jahrhunderts, bei einem Luftangriff auf Potsdam im Zweiten Weltkrieg beziehungsweise bei der Sprengung des Schlosses 1959/60 wurden sie fast alle zerstört. Einige wenige konnten gerettet werden, acht von ihnen landeten 1966 Unter den Linden in Berlin. Dort gehören sie nach Ansicht des Berliner Landesdenkmalamtes auch hin, schließlich steht das Hauptgebäude der Universität samt Figuren seit 1975 unter Denkmalschutz. Auch Dorgerloh vertritt diese Position bislang.

Der Verein Potsdamer Stadtschloss, der sich seit Jahren für eine Rückkehr der Figuren einsetzt, will seine Aktion unterdessen fortsetzen. Nach der Unterschriftensammlung soll nun im Internet weitergesammelt werden. Am Wochenende wurde auf der Webseite openpetition.de eine Petition mit dem Titel „Rückgabe der Potsdamer Stadtschlossskulpturen“ gestartet. Bis Dienstagabend hatten sich dort knapp 100 Unterstützer eingetragen.

Katharina Wiechers

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