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Streit um Umzug ins Schloss Friedrichsfelde: Blaszkiewitz überrumpelt Gegner

Mit einem Hauruck-Umzug seiner Verwaltung ins Schloss hat der scheidende Zoodirektor Fakten geschaffen. Der Förderverein will aber weiter um Räume kämpfen, die er bisher für seine Kulturveranstaltungen nutzte.

Die Gerichtsverhandlungen waren schon überflüssig, bevor sie begonnen hatten: Im Streit um den Umzug von Zoo- und Tierpark-Mitarbeitern ins Schloss Friedrichsfelde hat Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz seine Gegner regelrecht überholt. Durch eine Umzugsaktion vor einigen Tagen schuf er so schnell Fakten, dass er den Terminen zuvorkam, bei denen über zwei einstweilige Verfügungen gegen den Umzug entschieden werden sollte. Wie berichtet, wollten ihn der Förderverein für Zoo und Tierpark und der Betriebsrat juristisch stoppen. Der Verein will sich aus Schlossbereichen, die er für Veranstaltungen braucht, nicht verdrängen lassen. Der Betriebsrat fühlt sich übergangen. Am Freitag wurden beide Verfügungen abgelehnt. Man könne ja nun sowieso nichts mehr verhindern, meinten die Richter.

Thomas Ziolko vom Förderverein unterstrich am Sonntag, man wehre sich nicht generell gegen den Umzug, „sondern nur gegen die Art und Weise, wie er durchgezogen wird“. Die Raumverteilung sei noch nicht einvernehmlich geklärt. „Ohne Absprachen hat die Verwaltung Räume besetzt, die wir dringend als Stuhllager, Künstlergarderobe, Küche oder auf andere Weise backstage brauchen und bisher so genutzt haben“, sagt Ziolko. Der Verein veranstaltet seit 2008 Konzerte, Lesungen oder Tanzabende im Konzertsaal sowie im Blauen und Grünen Salon des Schlosses auf dem Gelände des Tierparks Friedrichsfelde. Und er vermietet die Räume für Geburtstage oder Hochzeiten. Alleine in der jetzigen Herbst- und Wintersaison sind dies mehr als 40 Veranstaltungen, deren Gewinne ausschließlich dem Zoo und Tierpark zugutekommen.

Laut Ziolko sprachen Verein und Zooleitung zuletzt im Juni über eine „sinnvolle Raumverteilung“. Danach habe man sich im September wieder treffen wollen. „Aber es herrschte Funkstille, und dann erfuhren wir Mitte Oktober, dass der Umzug bevorstehe.“ In dieser Woche steigt im Schloss beispielsweise ein Ball. Doch bisher ist unklar, wohin die Stühle sollen, die vom letzten Konzert noch im Saal stehen. Der Verein will „nicht lockerlassen“ und weiter „um Räume kämpfen“. Zoosprecherin Claudia Bienek sagte am Sonntag, man werde versuchen, „sich durch Kommunikation wieder anzunähern“.

Der Umzug von Teilen der Verwaltung ins Schloss steht schon seit 2009 fest. Das Archiv und die Bibliothek sollen dort unterkommen, außerdem die Kuratoren und die Personalabteilung des Tierparks sowie der Direktor selbst. Insgesamt wird Platz für etwa 20 Mitarbeiter benötigt. Für einige Büros gab es schon Umbauten.

Die jetzige Hauruck-Aktion von Direktor Blaszkiewitz überrumpelte aber selbst engere Mitarbeiter. Sie wird ihm als stillos angekreidet, weil er spätestens im Juni 2014 seinen Posten aufgeben muss und sein Nachfolger, Andreas Knieriem vom Münchner Tierpark Hellabrunn, schon engagiert ist. „Völlig ignoriert“ fühlt sich zudem der Betriebsrat. Ihm steht eigentlich das Recht zu, neu geschaffene Arbeitsplätze vor einem Umzug zu begutachten. „Wir machen das nun nachträglich“, sagt Betriebsratschef Mario Cohn. Zumindest das musste ihm die Gegenseite vor Gericht zugestehen.

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