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Berlin: Stuck für Stuck

Die Reparaturen am Schloss Charlottenburg dauern noch Jahre

Das Schloss Charlottenburg wird wohl noch Jahre eine Baustelle sein. Dies sagte gestern der Generaldirektor der Preußischen Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh. Das Gebäude weise massive Bauschäden auf, und auch die Haustechnik und die Sanitäranlagen seien marode, sagte er bei der Eröffnung einer internationalen DenkmalpflegeTagung an der TU über das 300-jährige Schloss. Ebenso genüge der Besucherservice heutigen Anforderungen nicht mehr. Die Ertüchtigung des Schlosses für die Aufgaben des 21. Jahrhunderts sei unumgänglich, damit Charlottenburg gegenüber anderen Event-Standorten in Berlin nicht ins Hintertreffen gerät.

Wer das Charlottenburger Schloss besucht, staunt über königliche Pracht und Herrlichkeit und den guten Zustand der Prunkräume. Doch das Meiste ist kaum älter als 50 Jahre. Selbst Fachleute staunen über die Rekonstruktion des 1943 und 1945 bis auf die Grundmauern zerstörten Palastes. Gleich nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatte der Berliner Magistrat beschlossen, das Charlottenburger Schloss wie auch das Stadtschloss wieder aufzubauen. Doch durch die Teilung erlitten die Hohenzollernresidenzen unterschiedliche Schicksale: Das Stadtschloss wurde auf Befehl der SED dem Erdboden gleich gemacht, das Schloss Charlottenburg erstand dank zähen Ringens und guter Verbindungen zur britischen Besatzungsmacht neu aus den Ruinen.

Die Wiedergeburt des Kuppelbaus ist wesentlich ein Verdienst der damaligen Schlossdirektorin Margarete Kühn. Sie kämpfte wie eine Löwin um „ihr“ Schloss. So war es ihr gelungen, aus Potsdam in der damaligen sowjetischen Besatzungszone wichtige Baupläne und Fotos nach West-Berlin zu holen. Aber das war noch leicht im Vergleich zur Überzeugungsarbeit, die die Direktorin bei der Landesregierung und den Parteien leisten musste. Denn im Westen gab es Widerstand gegen den Wiederaufbau. Margarete Kühn kam aber die Empörung zu Hilfe, die der Abriss des Stadtschlosses ausgelöst hatte. West-Berliner Politiker wollten sich nicht dem Verdacht aussetzen, wie die kommunistischen Bilderstürmer zu sein. Doch ging ihr Interesse am Charlottenburger Schloss nicht so weit, dass sie den Wiederaufbau üppig finanzierten. Im Gegenteil – Kühn konnte nur arbeiten wie eben Geld floss, und so zog sich die Wiederherstellung der Fassaden sowie der Innenräume, für die man geborgene Wandverkleidungen, Stuckaturen sowie Zeichnungen und Fotos nutzte, über Jahre und Jahrzehnte hin. HC

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