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Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Berlin hat weniger unter den Folgen der Wirtschaftskrise gelitten als andere Großstädte. Foto: rtr

© REUTERS

Berlin: Studie: Berlin hat die Kehrtwende geschafft

Die Hauptstadt erreicht in einem bundesweiten Vergleich Platz 8 – weil hier laut Experten der Wachstumsmotor angesprungen ist

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Berlin ist ein großer Sprung nach vorn gelungen. Im Städtevergleich des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) vor zwei Jahren lag die Hauptstadt noch auf Platz 24. Im neuen Bericht, der am Dienstag veröffentlicht wurde, reichte es für Platz 8. Direkt hinter Hamburg. In der Studie wird Berlin eine Kehrtwende bescheinigt. „Die Bevölkerung wächst, die Zahl der Arbeitsplätze nimmt zu und die Produktivität steigt.“ Die Stadt zeichne sich durch eine hohe Dynamik und günstige Bevölkerungsprognosen aus.

Der Wachstumsmotor Berlins sei angesprungen, sagte der Direktor des Instituts, Thomas Straubhaar. Auch die Standortvorteile Internationalität, Bildung und Erreichbarkeit wichtiger europäischer Regionen kämen jetzt besser zur Geltung. An der Spitze des Städte-Rankings liegen unangefochten Frankfurt am Main und München. Aber im wissenschaftlich unterfütterten Vergleich der 30 größten deutschen Städte machten Berlin und Leipzig seit 2008 die größten Fortschritte.

Ziel der Studie ist es, die Großstädte als Motoren des regionalen Wirtschaftswachstums zu beurteilen. Dabei wurden ökonomische und demografische Faktoren, Bildung und Innovation, Internationalität und durchschnittliche Reisezeit zu europäischen Zentren bewertet. Noch etwas schwach auf der Brust ist Berlin, wenn man sich anschaut, wie die Einwohnerzahl von 2003 bis 2009 wuchs. Da reicht es für die Hauptstadt nur zu einem Platz im Mittelfeld. Beim Wanderungssaldo (Zuwanderung minus Abwanderung), ein wichtiger Indikator für die Attraktivität einer Stadt, sieht es viel besser aus. Da liegt Berlin an zweiter Stelle – hinter München und vor Hamburg, Dresden und Leipzig.

Zum Platz aufs Treppchen, knapp hinter Bonn und Münster, reicht es auch bei der Entwicklung der Erwerbstätigkeit seit 2003. Die Zahlen stiegen seitdem um über sieben Prozent. Das kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Berliner Wirtschaft vergleichsweise unproduktiv bleibt. Während viele Städte in Süddeutschland, an Rhein und Ruhr, nicht zu vergessen Hamburg, vor Wirtschaftskraft (je Erwerbstätigen) strotzen, muss sich Berlin mit Platz 27 begnügen. Die rote Laterne halten Chemnitz, Leipzig und Dresden. Weit vorn liegt Berlin bei der Prognose, wie sich der Anteil junger Menschen entwickelt. Nur elf Großstädte können damit rechnen, dass die Zahl der Bevölkerung unter 20 Jahren steigt. Berlin, auf Platz 7, gehört dazu. Auch das Bildungsniveau, gemessen am Anteil der Abiturienten und Beschäftigten mit akademischem Abschluss, ist spitze. Dasselbe gilt für den Anteil ausländischer Studenten, Erwerbstätiger und internationaler Touristen. Bei beiden wichtigen Standortfaktoren liegt Berlin auf Platz 3.

Gemessen hat das Weltwirtschaftsinstitut auch die Erreichbarkeit der deutschen Städte. Und zwar im Pkw- und Luftverkehr. Die durchschnittliche Reisezeit zu 41 urbanen Zentren in Europa beträgt für Berlin 198 Minuten. Vor zwei Jahren waren es noch 17 Minuten mehr. Das reicht jetzt für den fünften Platz. Lediglich Frankfurt am Main, Düsseldorf und Wiesbaden sind besser erreichbar. Auch andere Städtevergleiche gaben Berlin in letzter Zeit gute Noten.

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