zum Hauptinhalt

Berlin: Suche Ferienwohnung, biete Prämie

Die Berliner ärgern sich über Urlaubsdomizile, die die regulären Mieten steigen lassen. In Brandenburg stellt sich die Lage ganz anders dar: Bis zu 10 000 Euro erhalten Herbergsbesitzer für neue Gästezimmer.

Potsdam/Berlin - Schnaps und Bier wurden in der Großstraße 9 einst verkauft. Auch ein Arzt empfing hier im Zentrum Treuenbrietzens schon seine Patienten, bis das Haus an der Bundesstraße 2 nach der Wende viele Jahre lang leer stand. Doch das hat sich geändert. Stefanie Jeschke und ihr Lebenspartner Norbert Gehricke haben den heutigen „Hühnerhof“ als Ferienwohnung hergerichtet – bislang noch ohne Hühner, dafür mit viel Komfort für die Gäste.

Der „Hühnerhof“ ist eine von rund 30 Herbergen, die mithilfe der Bettenprämie des Landkreises Potsdam-Mittelmark im vergangenen Jahr eröffnet oder renoviert wurden. In der Mittelmark nämlich herrscht eine Situation, die in Berlin gänzlich unbekannt ist: ein Mangel an Ferienwohnungen. Beschlossen wurde die Prämie vor mehr als drei Jahren, weil man fürchtete, für den Deutschen Wandertag 2012 und die Bundesgartenschau im Jahr 2015 nicht genügend Unterkünfte anbieten zu können. Völlig anders ist die Lage in Berlin, wo in großem Ausmaß Wohnungen als Feriendomizile vermietet werden – mit der Folge, dass das Angebot insgesamt knapper wird und die regulären Mieten steigen. Der Bezirk Pankow ist nun zum Vorreiter geworden und setzt sich nicht für, sondern gegen die Umnutzung ein. Seit Freitag will man vor allem in Prenzlauer Berg gegen die Vermieter von Ferienwohnungen, die oftmals illegal betrieben werden, vorgehen.

Im Landkreis Potsdam-Mittelmark hingegen stehen auch für das begonnene Jahr wieder 250 000 Euro im Haushaltsentwurf bereit. Bis zu 80 Prozent der Kosten, höchstens aber 10 000 Euro, kann ein Antragsteller erhalten, der Gästezimmer ausbaut.

Jetzt möchte der Landkreis neue Schwerpunkte bei der Förderung setzen. So sollen vor allem Unterkünfte in der Buga-Region an der Havel, in der Region Schwielowsee sowie an Radfern- und Wanderwegen unterstützt werden. Auch barrierefreie Unterkünfte haben bessere Chancen auf einen Zuschuss. Zudem sollen Antragsteller künftig enger betreut werden, sagt Uta Hohlfeld von der Lokalen Aktionsgruppe Fläming-Havel. 40 Prozent der Geldempfänger waren bislang Erstvermieter. Sie stehen oft vor unbekannten Herausforderungen. Deutlich stärker will man auch auf die Servicequalität für Gäste achten. „Wir werden uns die Anträge sehr genau ansehen“, betonte die Wirtschaftsfördererin des Kreises, Evelyne Vogel. Zudem soll es wieder Informationsveranstaltungen geben.

Ein Procedere, das Stefanie Jeschke bereits erfolgreich hinter sich gebracht hat. Es sei eine Wahnsinnsarbeit gewesen, Angebote einzuholen und alles zusammenzubekommen, um die Förderung zu erhalten. „Was das alles kostet, das öffnet einem die Augen“, sagt sie. Kurz vor dem Wandertag im Juni öffnete der „Hühnerhof“. Der ungewöhnliche Name, sagt Kinderbuch-Illustratorin Jeschke, stamme daher, dass sie für ihr Leben gern Hühner zeichne. Irgendwann sollen auch echte Tiere den Hühnerhof bevölkern, bisher sei dafür einfach keine Zeit gewesen. Denn, sagt Jeschke, „das Beste, was man einem Gast bieten kann, ist ein Frühstücksei“. Ihre Besucher hätten häufig einen Bezug zu Treuenbrietzen, würden Freunde oder Verwandte besuchen. Sie hätte aber auch schon Schweizer beherbergt, die der Ausschilderung zum historischen Stadtkern gefolgt seien. Im Schnitt bleiben Gäste für zwei Nächte, sagt Herbergsvater Norbert Gehricke. Die Auslastung liege bei 25 bis 30 Prozent, so haben es die Neu-Vermieter erwartet.

Ob auch die Bettenprämie die Erwartungen des Landkreises vollkommen erfüllt hat, wird sich erst in diesem Jahr herausstellen, sagte Uta Hohlfeld. Eine entsprechende Evaluierung steht noch an.

Ingmar Höfgen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false