Bericht aus Friedrichshain: Die Suche verfolgte uns bis in die Träume
Endlich. Unsere Kinder sind unter Vertrag: Zum Spätsommer kann unser Sohn (gut drei Jahre alt) von einer Kindertagespflegestelle in einen Kindergarten für größere Kinder bei uns in Friedrichshain wechseln. Unsere Tochter (acht Monate) kann an ihrem ersten Geburtstag den Platz ihres Bruders übernehmen. Das einzufädeln war nicht leicht. Doch gestern hat meine Frau, die mehr als 90 Prozent der Arbeit geleistet hat, ihre Mappe mit Kita-Listen und handschriftlichen Anrufprotokollen weggeworfen.
Die Suche, die sie bis in die Träume verfolgt hatte, begann vor bald vier Jahren bei der Frauenärztin. Noch mit dem ersten Ultraschallbild in der Hand riet diese uns, tätig zu werden – worüber wir damals lachten. Am ersten Kita-Schnuppertag trug meine Frau unseren Sohn noch im Bauch vor sich her. Doch diese Wunschkita ließ uns zappeln. Sie nahm ihn weder zum ersten Geburtstag, noch jetzt, wo er mit drei Jahren die Kleinkinderbetreuung verlassen muss.

Mit etwa acht Kitas, Kinderläden und Tagespflegestellen standen wir im Kontakt. Am Ende war es uns fast egal, ob sich die Einrichtung an Jesus Christus, Rudolf Steiner oder Pythagoras orientiert. Letzteres ist bei der großen städtischen Kita im Kiez der Fall. Mathematik klingt gut. Doch das Gerücht geht um, dass ausrastende Kinder dort in einen „Isolationsraum“ gesperrt werden. Doch selbst da war kein Platz mehr frei. So landete unser Sohn in seiner sympathischen Mini-Kita, in der ihm ausschließlich „ayurvedisch vegane“ Kost aufgetischt wird, was er sehr gern isst – auch wenn ich bis heute nicht weiß, was das ist. Zufall.
Wir hätten uns dem Schicksal früher fügen sollen, ahnen wir. Am Ende landet fast jedes Kind, wo es soll. Weil fast alle Eltern bei fünf Kitas auf der Liste stehen, hatten wir für unseren Sohn zuletzt drei gute Plätze zur Auswahl. War es das Organisationstalent meiner Frau, göttliche Fügung, gutes Karma oder eine Geheimbehörde? Es bleibt ein Rätsel.
- Eine Woche Urlaub und Nummer 324 auf der Warteliste
- Die Sache mit der Warteliste und Platz Nr. 324
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