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Berlin: "Tag der offenen Moschee": Blick in die Moscheen

Während das kleine Mädchen gebannt auf ein riesiges Foto der Kaaba in Mekka schaut, das im Gebetsraum hängt, will die Mutter wissen, was im Koran zum Thema Gewalt und Terror steht. Die Frau ist zum bundesweiten "Tag der offenen Moschee" zum ersten Mal in ein islamisches Gotteshaus gekommen - wie mehrere hundert weitere Berliner gestern auch.

Während das kleine Mädchen gebannt auf ein riesiges Foto der Kaaba in Mekka schaut, das im Gebetsraum hängt, will die Mutter wissen, was im Koran zum Thema Gewalt und Terror steht. Die Frau ist zum bundesweiten "Tag der offenen Moschee" zum ersten Mal in ein islamisches Gotteshaus gekommen - wie mehrere hundert weitere Berliner gestern auch. "Der Islam ist eine friedliche Religion, wer einen Menschen tötet begeht eine Sünde - genauso wie im Christentum", sagt Taciddin Yatkin, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde zu Berlin.

Yatkin ist das weltliche Oberhaupt der Neuköllner Sehitlik Moschee. Bis zu 2500 Gläubige passen in das größte islamische Gotteshaus Berlins, dessen vor zwei Jahren begonnener Bau in Kürze fertig gestellt werden soll. Gerade vor dem Hintergrund der Terroranschläge in den USA sei es wichtig, dass Interessierte den Islam besser kennen lernen können, so Yatkin. In kleinen Grüppchen stehen rund 100 Besucher im Gebetsraum, es wird viel diskutiert: über das Gebet, die Heirat, die Rolle der Frau oder die Bedeutung des Imam, dem Oberhaupt der Moschee. Der Raum ist schlicht, ein großer Teppich liegt auf dem Boden, an der Wand befindet sich die Gebetsnische für den Imam, daneben ein Schrank mit Koran-Büchern und einer kleinen Holz-Kanzel, von der der Muezzin zum Gebet ruft.

"Ich finde es sehr schön, dass man hier alles anfassen darf und nette Gespräche entstehen", sagt eine ältere Frau. Eigentlich hätte sie Angst gehabt zu kommen, gesteht sie. Schließlich wusste sie nicht, ob sie als Frau überhaupt hinein darf. Um so überraschter sei sie gewesen wie "entspannt" alles vor sich gehe. Dann füllt sich der Raum. Die Gläubigen versammeln sich zum Gebet - Männer und Frauen getrennt. Alle stehen Richtung Mekka, also Südosten, und folgen den Bewegungen des Imam. Sie knien sich hin, berühren mit der Stirn der Boden, stehen auf, knien wieder und so fort. Die Besucher stehen im Hintergrund und gucken zu.

Vor dem Eintritt in die Moschee werden die Schuhe ausgezogen. Moslems müssen sich einer rituellen Waschung unterziehen, was bedeutet, dass sie Hände, Gesicht, Unterarme und Füße waschen und sich mit der feuchten Hand über den Kopf streichen. Die Sehitlik Moschee gilt als einzigartig in Europa: Für die Innenarbeiten, die in acht Monaten fertig sein sollen, werden extra 70 türkische Facharbeiter eingeflogen. Wie eine klassische osmanische Moschee werde sie dann aussehen, sagt Yatkin, bevor er sich nach einem kleinen blonden Jungen umdreht, der ihn an der Hose zupft und fragend auf die arabischen Zeichen an der Wand zeigt.

Marc Mühldorfer

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