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Talsperre Spremberg: Wettlauf an der Spree

An der Talsperre Spremberg an der Landesgrenze zwischen Sachsen und Brandenburg findet ein dramatischer Wettlauf um die Auswirkungen des Hochwassers im Osten Deutschlands statt.

An der Talsperre Spremberg an der Landesgrenze zwischen Sachsen und Brandenburg findet ein dramatischer Wettlauf statt. Der Präsident des Landesamtes für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV) in Brandenburg, Matthias Freude, beschreibt das Rennen gegen die Zeit mit zwei Zahlen: „Oben fließen in jeder Sekunde fast hundert Kubikmeter Wasser von der Spree in den See, unten können durch ein popeliges Auslassrohr nur zehn Kubikmeter in der Sekunde raus.“ Auch wenn insgesamt 42,7 Millionen Kubikmeter Wasser in die Talsperre passen und am 3. August gerade einmal 13,55 Millionen Kubikmeter drin waren, wäre der See also nach wenigen Tagen voll. Dann aber könnte der Staudamm überflutet werden und brechen. Genau das passierte am Samstagabend der Stadt Görlitz, als ein Staudamm am Neiße-Nebenfluss Witka brach und die Fluten in wenigen Stunden auf einen Rekordpegel von mehr als sieben Metern anschwollen. Unterhalb der Spremberg-Talsperre aber liegt mit Cottbus nicht nur die zweitgrößte Stadt Brandenburgs, sondern weiter spreeabwärts auch Berlin.

„1965 ging die Talsperre Spremberg in Betrieb“, berichtet die Hochwasserforscherin Sabine Schümberg von der Brandenburgisch-Technischen Universität (BTU) in Cottbus. Ursprünglich wurde dort vor allem Wasser gespeichert, damit einigen flussabwärts liegenden Kraftwerken in Dürresommern wie im Juli 2010 nicht das Kühlwasser ausgeht. „Die immer wieder von trockenen Sommermonaten geplagte DDR hatte ohnehin ein sehr gutes Wasserwirtschaftssystem gebaut, das heute dem Osten Deutschlands zugutekommt“, sagt BTU-Forscher Uwe Grünewald. Aus den Wasserüberschussgebieten wie dem Erzgebirge oder auch natürlichen Speichern wie der Müritz leiteten ausgeklügelte Systeme dann das Nass in Mangelgebiete, zu denen auch der Berliner Raum gehört.

Im Fall von Extremniederschlägen muss ein Zwischenlager einen Teil des Wassers aufnehmen. An der Neiße hat ungeplant der nahegelegene, aber längst aufgelassene Tagebau Berzdorf diese Rolle übernommen. „Die Neiße hat einen parallel verlaufenden Bahndamm durchbrochen und ist so auf natürlichem Weg in diesen Tagebau geflossen“, berichtet BTU-Forscher Uwe Grünewald. Das hat Görlitz höhere Pegel erspart. Insgesamt gibt es in Sachsen und Brandenburg 27 solcher ehemaligen Tagebaue, die heute in Seen umgewandelt werden. Allerdings sind ohne Dammbrüche die Zuläufe zu gering, um einen großen Teil des Hochwassers der Spree aufzunehmen. „Zentraler Hochwasserspeicher ist daher die Talsperre Spremberg“, erklärt LGUV-Präsident Matthias Freude. „19 Millionen Kubikmeter stehen dort für das Zurückhalten von Hochwasser normalerweise bereit“, schildert BTU-Forscherin Sabine Schümberg. Heute aber gibt es deutlich mehr Platz, weil die Talsperre gerade renoviert wird und daher das meiste Wasser lange vor dem Hochwasser abgelassen wurde.

„Allerdings wird gerade am Ausfluss gearbeitet“, schildert LUGV-Präsident Matthias Freude. Durch das für die Bauarbeiten installierte Behelfsrohr aber passen nur zehn Kubikmeter Wasser in der Sekunde. Also bauen die Arbeiter fieberhaft Baugerüste ab. „Ab Dienstag sollen dann in jeder Sekunde 55 bis 80 Kubikmeter Wasser abgelassen werden“, erklärt Matthias Freude. Damit kann ein Deichbruch zwar verhindert werden, gleichzeitig aber kommt auch ein größerer Teil des Hochwassers im Spreewald und in Berlin an.

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