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Berlin: Tanz ums schwebende Auto

Der ADAC eröffnete die Feiern zum 100-jährigen Bestehen mit Deutschlands größten Ball

Mit dem futuristischen Tanz der Laserstrahlen und gefühlvoller Musik im Hintergrund kann man auch Dias vom Rettungshubschrauber so gefühlvoll inszenieren wie einen Oscar bei der Verleihung. Mittendrin als immer sich veränderndes Lichtemblem: 100 Jahre ADAC. Selbst passionierte Nichtvereinsmeier entdecken gelegentlich doch ein Mitgliedskärtchen in ihrer Brieftasche, vorzugsweise dann, wenn das Auto stumm bleibt: Der ADAC ist mit 14,5 Millionen Mitgliedern Deutschlands größter Verein und feierte anlässlich seines 100-jährigen Bestehens Deutschlands größten Ball im ICC. Normalerweise ist der ADAC-Ball eine recht gemütliche Angelegenheit. Alle tanzen schon überall, bevor es eine offizielle Eröffnung gibt. Die Gäste sind frei vom Zwang der Selbstvermarktung, der bei den Prominenten-Gala-Events das Vergnügen immer zu härtester Arbeit macht. Alle Höhen und Tiefen des Berliner Kleidergeschmacks haben hier ihren Platz, von der weinroten Märchenrobe bis zur glitzrigen Strickhose.

Die mit großem Applaus bedachte Show ist das Herzstück des Balls und mag allenfalls auf überzeugte Fußgänger vor dem Hintergrund einer Ballkulisse etwas abwegig wirken. Da wird Verkehrsminister Manfred Stolpe mit einer Hymne auf den Lausitzring begrüßt, da schwebt ein Formel 1 McLaren Mercedes langsam von der Decke herab wie eine Offenbarung, da kommt der berühmte Rennfahrer David Coulthard im ersten Automobil von Carl Benz in die Halle gefahren, da erfährt man etwas über die Förderung des Autorennens zur Kaiserzeit, und dass dann ausgerechnet ein Italiener gewann.

Nach all den technischen Wundern und einem Bühnenfeuerwerk gibt es einen viel umjubelten Auftritt von Udo Jürgens, der sich als Stammgast und Fan gerade dieses Balls outet. Immerhin schafft er es, seit dreißig Jahren sein Aussehen nahezu unverändert zu halten, ohne dass jemand nach dem Arzt fragt, und kommt mit Songs wie den vom Weichei zum Frühstück total gut an. Großer Jubel. Was sagt man so? Coulthard sagt: „Ich bin ein ADACler.“ Eine füllige Dame seufzt zufrieden: „Schön, dass Wowi auch da ist.“ Und ein weißhaariger Herr marschiert mit den Worten „Woll’n mal sehen, was Udos Sohn so kann!“ entschlossen Richtung Disco, wo der DJ Munich selbstvergessen Techno-Atmosphäre zaubert und gar nicht mitbekommt, wie die älteren Herrschaften das Raven sofort einstellen und sich um seinen Papa scharen, als der kurz vorbeischaut.

Ach ja, auch eine Nachbildung vom Rettungshubschrauber Christoph 31 schwebte durch den blumenreichen Ballsaal. Da waren die 5000 Gäste aber stolz wie Oskar auf ihren Verein.

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