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Berlin: Tanzen ist gut für die Wirtschaft

Die Clubs fühlen sich von Politikern allein gelassen und von Ämtern gegängelt. Das muss anders werden, fordern sie und verweisen auf die vielfachen Vorteile, die ihr Gewerbe der Stadt bringt

Funkelnd im schillernden Nachtleben, kreativ und innovativ – mit solchen Attributen schmücken sich Berliner Szeneclubs. Immerhin ziehen sie junge Leute, Touristen und Firmen an und fördern so Kultur und Wirtschaft der Stadt. Doch die Club-Betreiber fühlen sich von Politikern und Ämtern alleine gelassen. Sie klagen über jede Menge Bürokratie und hohe GEMA-Gebühren. Dagegen wollen sie sich künftig gemeinsam wehren.

Erstmals begehrten sie jetzt bei einer Diskussion im Roten Salon der Volksbühne auf. „Ein Problem ist das Nebeneinander der Ämter“, sagt Olaf Kretschmar, Geschäftsführer des Oxymoron in den Hackeschen Höfen. „Wir brauchen eine Koordinationsstelle zwischen den einzelnen Abteilungen. Denn teilweise verlangen die Ämter unterschiedliche Auflagen, die nicht zu vereinen sind.“ Ein Beispiel: Das Denkmalschutzamt forderte für seinen Club Fensterglas der 20er Jahre. Dieses hätte jedoch nicht der vorgeschriebenen Schalldämmung des Umweltamtes entsprochen. Damit war das Thema vom Tisch, und keiner fühlte sich weiter zuständig.

Jede Menge Ärger, so der Oxymoron-Chef, bringen auch die Tanzstättenkonzessionen ein. Das Verfahren ist starr vorgeschrieben, nichts lässt sich flexibel regeln, sagt er. Unterschiede zwischen einem Veranstaltungsort mit 30 Quadratmetern und einem mit 100 würden nicht gemacht; auch für kurze Nutzungszeiten gilt derselbe komplizierte Weg. Deshalb fordert Olaf Kretschmar: „Wir brauchen Ausnahmeregelungen für kleine und zeitlich befristete Clubs.“

Marcus Herold, Geschäftsführer vom Tränenpalast am Bahnhof Friedrichstraße, beschäftigt ein Problem, dass sich nur deutschlandweit ändern ließe: die GEMA-Gebühren für jedes gespielte Musikstück. Denn abgerechnet wird nach Quadratmetern. „Warum nicht nach Zuschauerzahlen?“, fragt Herold. Ist eine Veranstaltung schlecht besucht, reißen die hohen Gebühren ein zusätzliches Loch in die Kasse.

Wirtschaftsberater Mark McGuire, spezialisiert auf Musikfirmen, wirbt für eine ganz neue Sicht der Clubs: „Die Politik muss sie als Wirtschaftsunternehmen anerkennen.“ Clubs testen neue Musiktrends und Nachwuchskünstler – ohne sie gibt es kein lebendiges Nachtleben in Berlin, umreißt McGuire ihre Qualitäten und kommt dann auf den Standortvorteil zu sprechen. So etwas ziehe Firmen an. „Ein solcher Standort ist ein Imageanreiz.“

Um mit ihren Schwierigkeiten nicht allein dazustehen, haben sich Berliner Club-Betreiber und Veranstalter im Verein „Club Commission“ zusammengeschlossen. Jüngst setzten sie sich mit etlichen Ämtern in Mitte an einen Tisch. Dabei, so heißt es, gab es auf beiden Seiten „Aha-Effekte über die unterschiedlichen Interessen“.

Und Tränenpalast-Chef Marcus Herold gewann noch eine weitere Erkenntniss: „Viele Beamte, mit denen wir zusammenarbeiten, kennen unsereVeranstaltungsorte nicht. Wir müssen sie da rein holen.“

Bianca Weber

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