zum Hauptinhalt

Tarantino-Film: Tausende bewerben sich für Komparsen-Rolle

Mehrere tausend Menschen stehen vor dem Studio Babelsberg Schlange. Für seinen neuen Film "Inglorious Bastards" hat US-Regisseur Quentin Tarantino die Massen zu einem Riesen-Casting mobilisiert.

Alessandro N. ist Barmann in Berlin und Fan von Regisseur Quentin Tarantino. Als er erfuhr, dass der US-Filmemacher für sein Zweite-Weltkriegs-Drama "Inglorious Bastards", das ab Oktober auch in Berlin-Brandenburg gedreht werden soll, Komparsen sucht, gab es für ihn kein Halten mehr: Samt Frau, Kind, Schwiegermutter und einem Stammgast aus der Bar steht er am Samstag seit kurz vor 11 Uhr vor dem Studio Babelsberg in Potsdam Schlange.

Die Potsdamer Schülerin Gina Kulack verlässt mit ihren Freundinnen Charlene Feller und Eva Voigt gegen Mittag die Backstein-Hallen der "Bühne 8 - Neue West", die Tarantinos Team für die Dreharbeiten angemietet hat. "Das ging alles ruck-zuck", sagt Gina Kulack. Ein paar Zettel ausfüllen, ein Porträt-Foto, zwei Ganzkörper-Aufnahmen, eine mit Hand in der Hüfte. "Im Dezember bekommen wir Bescheid", erzählt Charlene Feller.

Tarantino bereits in der Region

Bis zu den Filmfestspielen in Cannes im Frühjahr 2009 soll der Film, unter anderen mit Brad Pitt und Til Schweiger, fertig sein. Er zeichnet das Porträt eines Trupps amerikanischer Soldaten jüdischer Herkunft, der im von Deutschland besetzten Frankreich gegen die Nazis kämpft.

Bis dahin hat Casting-Chefin Johanna Ragwitz nur Filmgesichter im Kopf. "Wir suchen mehrere Tausend Komparsen - vor allem Männer im Alter von 20 bis 45 Jahren, aber auch Frauen und Kinder jeden Alters", sagt die Agentur-Inhaberin. Für sie ist die Arbeit erst beendet, wenn die letzte Szene abgedreht ist. Es sei möglich, dass am vorletzten Drehtag noch Komparsen-Anfragen kämen. Bei ihrem letzten Film-Projekt "The Last Station" mit Helen Mirren und Christopher Plummer (als russischer Schriftsteller Leo Tolstoi) seien kurzfristig 200 Extra-Darsteller angefordert worden.

Während in Babelsberg die Dreh-Vorbereitungen für die nach Studio-Angaben sechste große Produktion 2008 auf Hochtouren laufen, fehlt von Regisseur Tarantino noch jede Spur. Lediglich zwei Parkplätze vor der "Bühne 8" sind bislang mit der Aufschrift "Director" reserviert. "Herr Tarantino ist bereits in der Region", sagt Studio-Pressesprecher Eike Wolf.

Stillschweigen über Auftragsvolumen

Zum Auftragsvolumen des Films, bei dem das Studio Babelsberg neben Universal Pictures und der Weinstein Company als Koproduzent auftritt, herrscht Stillschweigen. "Universal wird dazu in den nächsten Tagen mehr sagen", sagt Wolf. Nicht zu übersehen sei jedoch, dass die Babelsberger Außenkulisse "Berliner Straße" für den Dreh genutzt werde. Sie kam bereits bei Filmen wie "Sonnenallee" und "Der Pianist" zum Einsatz. Auf dem Gelände laufen am Samstag schon die Bauarbeiten. Das Areal wurde mit 25 Containern für das Filmequipment aufgestockt. Rote Wimpel-Ketten mit Hakenkreuzen flattern zwischen den Gründerzeit-Hausattrappen.

Um Geheimhaltung über das Projekt kümmern sich die Tarantino-Fans im Internet wenig. Dort kursiert bereits seit Wochen eine illegal gescannte Kopie des Drehbuchs in einer Fassung vom 2. Juli 2008. Das Deckblatt weist angeblich die Handschrift des Regisseurs auf.

Alessandro N. hat es zwei Stunden später geschafft. "Pulp Fiction ist mein Lieblings-Tarantino-Film", sagt der Italiener begeistert. Für ihn ginge ein Traum in Erfüllung, wenn er als Komparse bei den Dreharbeiten dabei sein könne. Dann genehmigt er sich mit seiner Familie einen Kaffee im Studio-Bistro und beobachtet den Andrang vor der Halle 8. Am kommenden Samstag findet ein weiteres Casting statt. Johanna Ragwitz rechnet mit insgesamt bis zu 8000 Bewerbungen.

Beatrice George[ddp]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false