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Tarifstreit: Keine Lust auf Streik: BVGler lassen sich krank schreiben

Der harte Arbeitskampf der letzten Wochen spaltet die Belegschaft des Berliner Nahverkehrs. Insider berichten nun von Sabotageakten während der letzten Streiktage.

Mit Ketten versperrte Ausgänge, zerstörte Schlösser an U-Bahnhöfen, Manipulationen an Zugangskontrollgeräten – bei der BVG haben sich, wie jetzt bekannt wurde, derartige Vorfälle während des Streiks vor Ostern gehäuft. Ob es hier einen Zusammenhang gibt, ist allerdings offen; Beweise gibt es nicht. Offiziell will sich deshalb dazu auch niemand äußern.

Nach Tagesspiegel-Informationen mussten Mitarbeiter mehrfach mit Bolzenschneidern Ketten auftrennen, mit denen Ausgänge verrammelt waren. Dabei sollen auch Fluchtwege blockiert worden sein. An den U-Bahnhöfen sollen zahlreiche Schlösser unbrauchbar gemacht worden sein. Es gibt auch Vermutungen, dass Busse so manipuliert worden waren, dass sie nicht mehr sofort eingesetzt werden konnten.

Geführt wird der Streik mit harten Bandagen. Nach Angaben von Insidern befürchten die zum Streik entschlossenen Beschäftigten aber inzwischen, dass der Wille zu streiken bei den Mitarbeitern zurück gegangen ist. Von den mehr als 7000 Mitgliedern der Gewerkschaft Verdi hatten sich zwar über 96 Prozent für einen unbefristeten Streik ausgesprochen, doch das war nur gut die Hälfte der Gesamtbelegschaft. Arbeiten darf beim Streik aber keiner mehr; Ausnahmen gibt es per Notvereinbarung nur in seltenen Fällen. Wer nicht arbeitet, bekommt aber auch kein Geld. Sollte der Streik in dieser Woche fortgesetzt werden, würde die Lücke im Budget für viele Mitarbeiter noch größer.

Dass Verdi 15 Tage am Stück den gesamten Betrieb lahmlegen würde, hatte zudem auch die eigenen Mitglieder zum Teil überrascht. Sie erhalten zwar Streikgeld von der Gewerkschaft, doch auch dieses gleicht den Einkommensverlust nicht in voller Höhe aus. So verschwinde auch bei vielen Gewerkschaftlern die Lust auf einen weiteren Streik, heißt es intern.

Glück haben die Mitarbeiter, die krank geschrieben sind. Sie erhalten weiter das übliche Geld von der Krankenkasse. Und die Krankheitsquote bei der BVG sei drastisch gestiegen, bestätigte Unternehmenssprecherin Petra Reetz. Von den Busfahrern sind bis zu 16 Prozent krank geschrieben. Nur mit Ach und Krach sei es deshalb gelungen, den Dienstplan – auch ohne Streik – bis Ende April zu sichern. Vor allem beim Tochterunternehmen Berlin Transport (BT) müssen Dienstpläne deshalb auch kurzfristig geändert werden.

Wer nicht krank ist und arbeiten will, muss bei einem fortgesetzten Streik erneut zu Hause bleiben. Einige haben sich beim Streik vor Ostern allerdings unbemerkt von den Streikposten zu ihren Arbeitsplätzen geschlichen „Streikbrecher“ wolle die BVG aber nicht schaffen, sagte Reetz. Obwohl die Rechtsprechung hier nicht eindeutig sei, wolle das Unternehmen Konfrontationen unter den Mitarbeitern vermeiden.

Den Streik überflüssig machen könnte ein Erfolg des für Montagabend angesetzten Spitzentreffens von Verdi-Landeschefin Susanne Stumpenhusen und BVG- Chef Andreas Sturmowski mit Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD). Dabei geht es darum, wie die angebotenen 20 Millionen Euro für höhere Löhne und Gehälter, verteilt auf zwei Jahre, unter den Alt- und Neubeschäftigten der BVG aufgeteilt werden könnten. Bisher will Sarrazin nur den seit Herbst 2005 eingestellten Mitarbeitern mehr Geld zugestehen, weil sie erheblich weniger erhalten als ihre schon vorher beschäftigten Kollegen.

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