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Taskforce Okerstraße: Nachtboxen für gefährdete Roma-Jungs

Boxen für Jugendliche mit sozialen Defiziten – das war gestern. Jetzt gibt es "Mitternachtsboxen", speziell entwickelt für den Kiez an der Neuköllner Okerstraße. Die Task Force Okerstraße präsentiert ihre Arbeit.

Die scheinbar normale Seitenstraße am östlichen Rand des Tempelhofer Flugfeldes ist seit kurzem berlinweit bekannt durch das Projekt „Task Force Okerstraße“, das gestern eine erste Bilanz seiner Arbeit vorstellte.

Seit einigen Jahren „brennt“ es im Kiez, sagt Kerstin Schmiedeknecht, Leiterin des Quartiersmanagements Schillerpromenade, zu dem die Task Force gehört. In den Sommermonaten werden Sinti- und Romafamilien aus Rumänien in den Kiez geschleust, um hier in verwahrlosten Häusern zu übernachten. „Es gibt einen Bus Rumänien-Okerstraße – das geht hin und her“, sagt Neuköllns Migrationsbeauftragter Arnold Mengelkoch, Sprecher der Task Force. Tagsüber gehen die Roma betteln oder schwarzarbeiten (Scheibenputzer an Kreuzungen). Nebenher kaufen sie billigen Elektroschrott, der dann mit dem Bus nach Rumänien geht. Vom Geld, das sie erwirtschaften, müssen sie ihren Schlafplatz in schmutzigen und überfüllten Wohnungen bezahlen – bis zu 200 Euro im Monat.

Die Task Force will diese Form Organisierter Kriminalität aufbrechen und die Nachbarschaft vor den Begleiterscheinungen (Lärm, Müll, Kleinkriminalität) schützen. Sie arbeitet seit zwei Jahren und besteht im Wesentlichen aus einem Runden Tisch verschiedener Behördenvertreter, der alle zwei Monate tagt und brisante Daten austauscht. Beteiligt sind Jugend- und Gesundheitsamt, Ordnungsamt, Bauaufsicht, Schulverwaltung und Polizei. In kleinen Teams machen sie „Begehungen“ in den bekannten „Problemhäusern“ und setzen den Hausbesitzern Fristen, um Schäden zu beseitigen und Mietverhältnisse zu klären. Parallel dazu arbeitet ein Team von Sozialarbeitern mit den Roma-Jugendlichen, die kontinuierlich im Kiez leben.

Von „Razzien“ ist ausdrücklich nicht die Rede. Die Task Force sei auch keine „Putztruppe“ zur sozialen Säuberung des Kiezes, sagt Schmiedeknecht. Erreicht wurde allerdings, dass die illegalen Saisonschwarzarbeiter einige Problemhäuser inzwischen meiden. Sie scheuen jeden Kontakt mit den Behörden.

Das Mitternachtsboxen für Roma-Jugendliche läuft immer von Freitagabend, 22 Uhr, bis Samstagmorgen, 3 Uhr, genau die Zeitspanne, in der Jugendgangs die Gegend an der Okerstraße unsicher machen. loy

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