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Berlin: Tatort Küche

Restaurantchef wegen Vergewaltigung vor Gericht

Berlin - Der Wirt machte seiner 16-jährigen Praktikantin bereits am zweiten Tag im Lokal Komplimente. Hübsch sei sie und habe ein süßes Lächeln, sagte er. Als dann ihr Stiefvater starb, nahm er sie in die Arme und küsste sie. „Ich konnte mich nicht befreien“, sagte Anja T. vor Gericht. Sie brach ihr Praktikum nicht sofort ab. „Ich dachte, es war eine einmalige Sache, ich habe doch gehofft, dass ich einen Ausbildungsvertrag bekomme.“ Nun war sie Zeugin im Prozess gegen Enrique S., der sie und eine Kellnerin vergewaltigt haben soll.

Der damalige Chef eines Restaurants in Mitte ist 40 Jahre alt, verheiratet und Vater dreier Kinder. Er saß in einem rosafarbenen Hemd auf der Anklagebank und stellte die Vorwürfe als ein Komplott der beiden Frauen dar. „Wir sind uns näher gekommen, aber ich habe sie nie zu etwas gezwungen“, sagte der gelernte Koch. Er habe einen „sozialen Fehler“ gemacht und sich in manchen Situationen „nicht zurückhalten“ können. Das bereue er. Die Frauen aber hätten sich gegen ihn verschworen, „als sie erfuhren, dass ich mit beiden etwas hatte“. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm fünf sexuelle Übergriffe zwischen März und Mai letzten Jahres vor. In Küche, Keller und Büro seines Restaurants soll er sich an den Mitarbeiterinnen vergangen haben. Die 31-jährige Kellnerin habe er einmal auch geschlagen, an den Haaren gezogen und ihre Hose geöffnet. Beide Frauen hätten ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass sie keinen Sex mit ihm wollten.

Enrique S. aber blieb dabei, dass es „freiwillige Sexbeziehungen“ waren. Beide Frauen seien mit ihren Freunden nicht glücklich gewesen. Nie habe er Anja T. (Name geändert) ausgetrickst und in den Keller geschickt, um mit ihr allein zu sein. Als sie dort einmal etwas nicht fand, habe er ihr geholfen. „Sie spürte dann meine sexuelle Erregung und hat es gemacht“, sagte S. Man habe sich im Lokal gut verstanden. „Im Vorbeigehen gab ich ihr auch mal einen Klaps auf den Po – spielerisch.“

Unter Tränen erinnerte sich Anja T. nun an ihr Praktikum. Einmal habe er sie ins Büro gerufen. „Er sagte, dass er mit mir über meinen Ausbildungsvertrag reden will“, sagte das Opfer. Doch er habe sie auf eine Liege gedrückt – trotz Gegenwehr. Kurz danach kam es zur Anzeige. Der Prozess geht Mittwoch weiter. K.G.

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