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Organisator Horst Weidenmüller will mit der X-Mix-Partyreihe im Stattbad Wedding 20 Jahre Clubkultur verbinden.

© dpa

Techno-Party im Stattbad Wedding: Zurück in die Neunziger

In den Neunzigerjahren brachten die X-Mixe Technomusik ins Fernsehen. Eine Partyreihe im Stattbad Wedding feiert die Animationen und will 20 Jahre Clubkultur verbinden.

Die Uhr über dem Eingang steht still. In den Umkleideräumen hängen Aufnahmen des italienischen Künstlers BR1 und die leeren Schwimmbecken dienen als Kulisse für Tanz- und Konzertveranstaltungen. Das Stadtbad Wedding, 2001 geschlossen, erinnert an die 90er Jahre, als ungenutzte Fabriken und Häuser in kreative Orte umfunktioniert wurden. In dieser Atmosphäre will Horst Weidenmüller an diesem Wochenende eine Partyreihe starten.

Anlass ist das Jubiläum einer Audio-Video-Serie, die elektronische Musik maßgeblich prägte: X-Mix. X-Mix gab Techno ein Gesicht. Die Reihe verhalf der jungen Szene ins Fernsehen, brachte sie über MTV in die Wohnzimmer. „Anfang der 90er Jahre fand Techno in Orten wie dem Bunker statt. Dort war es dunkel und es blitzten Stroboskope“, sagt Weidenmüller. Für das Fernsehen war das nicht wirklich interessant. Also machte sich Weidenmüller daran, den Techno zu visualisieren. Ihm gehörte damals mit Freunden das Studio K7, ein Videovertrieb, der Aufnahmen von Bands wie den Einstürzenden Neubauten oder Nick Cave verkaufte. 1993 kreierte er im Computer animierte Bilder zu einem DJ-Set – und erfand so die X-Mixe.

Von Paul von Dyk bis John Acquaviva

Die Videos und die Musik-CDs waren ein Riesenerfolg. Ob Paul van Dyk, Laurent Garnier, John Acquaviva oder DJ Hell, sie alle stellten für die Reihe Musik zusammen. Bekannte Videokünstler schufen passende Animationen. Die X-Mixe liefen regelmäßig im Fernsehen und förderten den Erfolg von Technomusik. Aus dem Videovertrieb K7 wurde eine Plattenfirma, die heute zu den letzten großen unabhängigen Deutschlands gehört.

Auf den heutigen Betrachter wirken die Computergrafiken altmodisch – pixelig, mit Ecken und Kanten. Weidenmüller erklärt das mit der damaligen Technik. „Ein Amiga brauchte etwa zwanzig Minuten, um eine Sekunde Video zu berechnen, heute geht das in Echtzeit.“

Musik von damals und heute

Aus diesem Grund soll sich die Wiederauflage der X-Mixe auch nicht auf das Abspielen der alten Filme beschränken: „Ich will eine Party schaffen, die 20 Jahre Clubkultur verbindet“, sagt Weidenmüller. Ausschnitte, sogenannte Samples, werden von heutigen Künstlern live bearbeitet. Dazu legt unter anderem der Technopionier John Acquaviva auf – Musik von damals und heute, schnell und tanzbar. Still steht dann nur noch eines: die Uhr am Eingang.

X-Mix #1 am 25. 10. im Stattbad Wedding, Gerichtstr. 65, Wedding.

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