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Tegel: Frauen vorm Abflug in die Zwangsehe gerettet

Die Bundespolizei hat mit ihrem Eingreifen auf dem Flughafen Tegel offenbar die Zwangsehe zweier junger Berlinerinnen libanesischer Herkunft mit einem Geschäftsmann aus dem Libanon verhindert. „Hatun und Can“ half den beiden Berlinerinnen.

Die Bundespolizei hat mit ihrem Eingreifen auf dem Flughafen Tegel offenbar die Zwangsehe zweier junger Berlinerinnen libanesischer Herkunft mit einem Geschäftsmann aus dem Libanon verhindert. Wie jetzt bekannt wurde, hatte sich im Mai eine Freundin der beiden 18- und 19-jährigen Frauen, die deutsche Pässe besitzen, an den Verein „Frauennothilfe Hatun und Can“ gewandt. Die Polizei erhielt durch eine anonyme Anzeige Kenntnis und griff zu, nachdem der Mann mit den beiden Frauen bereits eingecheckt hatte.

Diese wurden separat befragt – dann wagten sie, von Zwangsehe und Vergewaltigungen zu berichten. Sie kamen in die Obhut des Jugendnotdienstes, der wiederum Hilfe von den anonym arbeitenden Ehrenamtlichen erbat, berichtet Vereinsgründer Andreas Becker. Der Verein brachte die von der Familie bedrohten Frauen an unbekanntem Ort unter. Von der Bundespolizei war am Wochenende nichts zu dem Fall zu erfahren.

Erst am Freitag war, wie berichtet, ein weiterer Fall bekannt geworden, der offenbar bei den Ermittlern Zweifel hinterlässt: Die Polizei hatte Aussagen von Zeugen, dass eine 19-jährige Deutsche libanesischer Herkunft von Familienmitgliedern verschleppt worden sein soll, um sie im Libanon zu verheiraten. Die Polizei nahm einen Bruder und den Vater der Frau fest. Am Donnerstag hatten Beamte in Beirut Kontakt mit ihr: Sie soll freiwillig in die Deutsche Botschaft im Libanon gekommen sein und ausgesagt haben, dass sie völlig ohne Zwang im Urlaub sei. Das Ganze sei ein Missverständnis. Die Männer wurden freigelassen. Wie ein Beamter sagte, könnten die Behörden nichts tun, es liege kein Hinweis auf eine Straftat vor. Ob das Gespräch in der Botschaft unter vier Augen stattfand oder die Familie anwesend war, blieb offen.

Vereine wie „Hatun und Can“ berichten, dass Frauen in ähnlichen Situationen „oft keine andere Möglichkeit haben, als zu lügen, weil sie im Ausland sofort dem Zugriff der Familie ausgesetzt sind“. tabu/kög

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