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Wer betreibt künftig die S-Bahn auf dem Ring?

© dapd

Teilausschreibung: Auch die Chinesen könnten für die S-Bahn bieten

Als Bewerber für den Betrieb des Berliner S-Bahn-Rings ab 2017 kommen nicht allzu viele Unternehmen infrage. Einige sind bereits in der Region vertreten - doch auch Exoten könnten Interesse zeigen. Ein Überblick.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Es gibt nur wenige Unternehmen, die genug Erfahrung und Geld mitbringen, um den S-Bahnring samt Zubringerstrecken betreiben zu können. Mit einem neuen Fuhrpark, der mindestens 600 Millionen Euro kosten wird. Wenn die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung demnächst ein Interessenbekundungsverfahren startet, werden sich vielleicht ein halbes Dutzend Bewerber melden. Bewährte Kräfte im deutschen Nahverkehr, aber auch ausländische Verkehrsunternehmen.

Deutsche Bahn

Der bundeseigene Konzern mit einem Jahresumsatz von 37,9 Milliarden Euro befördert auf seinem 33 600 Kilometer langen Schienennetz täglich fünf Millionen Menschen. Seit 1994 betreibt die Bahn AG die Berliner S-Bahn. Der laufende Verkehrsvertrag mit dem Land Berlin endet am 15. Dezember 2017. Die Deutsche Bahn wird sich am Wettbewerbsverfahren um den Betrieb des S-Bahnrings bis 2032 gewiss beteiligen.

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Keolis

Unter dem Markennamen „eurobahn“ bedient das Unternehmen seit 1999 den Personennahverkehr auf Schienen, vorzugsweise in Nordrhein-Westfalen. Das Hellwegnetz (Ostwestfalen, Münsterland, Ruhrgebiet) ist das größte privat betriebene Streckennetz in Deutschland. Keolis, das mehrheitlich der französischen Staatsbahn SNCF gehört, ist auch in Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien aktiv. Hans Leister, Deutschland-Chef des Unternehmens, war vorher Regio-Vorstandschef der Deutschen Bahn in Brandenburg.

Veolia

Der französische Konzern ist im deutschen Personennahverkehr (Bahn, Tram und Busse) sehr aktiv. Das Unternehmen hat bundesweit 20 Verkehrsverträge abgeschlossen und ist an 33 Verkehrsbetrieben beteiligt. In der Region Berlin-Brandenburg an der Märkischen Regionalbahn. Mit dem Interconnex Leipzig-Berlin-Warnemünde bietet Veolia die einzige private Schienenfernverbindung in Deutschland an.

Benex

Das Unternehmen ist eine Tochter der Hamburger Hochbahn, die wiederum zu hundert Prozent dem Stadtstaat Hamburg gehört. Benex ist an fünf Schienen- und zwei Busverkehrsbetrieben beteiligt. Vor allem im Norden und Osten Deutschlands, aber auch in Bayern und Hessen. Zu Benex gehören der Metronom in Niedersachsen und die Ostdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft.

Bei dem Auftrag geht es um viele Milliarden

National Express

Die britische Unternehmensgruppe, als Marktführer im öffentlichen Personennahverkehr bisher in Großbritannien, USA und Spanien engagiert, drängt seit diesem Jahr auf den deutschen Markt. Dafür wurde ein Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf gegründet.

Mass Transit Railway

Das seit Oktober 2000 privatisierte chinesische Verkehrsunternehmen MTR betreibt seit vier Jahrzehnten die U-Bahn in Hongkong, aber seit 2009 auch die Stockholmer U-Bahn (Tunnelbanan), übrigens als Nachfolger von Veolia.

Diese und andere potenzielle Bewerber für das „fahrplanmäßige Angebot eines Teilnetzes der gleichstrombetriebenen S-Bahn Berlin“, das den Ringverkehr „sowie alternative Zulaufstrecken aus Richtung Schöneweide“ umfasst, sind seit Februar 2010 vorgewarnt. Damals veröffentlichten die Verkehrsbehörden der Länder Berlin und Brandenburg im Amtsblatt der Europäischen Union eine Vorinformation für ein wettbewerbliches Vergabeverfahren.

Die Dauer des Verkehrsvertrages wurde auf 15 Jahre befristet, der Leistungsumfang mit 9 bis 10 Millionen Zugkilometer pro Jahr angegeben. Nach den bisherigen Vertragsbedingungen (8,16 Euro je Zugkilometer) entspricht das einem Auftragswert von 73 bis 82 Millionen Euro. Allerdings hofft der Senat mit dem neuen Verkehrsvertrag auf günstigere Konditionen. Es werden, so wurde schon 2010 angekündigt, „ausschließlich Neubaufahrzeuge zugelassen“.

Engelbert Recker, Chef des Dachverbands privater Nahverkehrsunternehmen (Mofair) schlug dem Senat vor, Prototypen der Fahrzeuge auf eigene Rechnung entwickeln zu lassen, um den Bau des neuen Fuhrparks um zwei Jahre zu beschleunigen. Die entstehenden Kosten seien „überschaubar“.

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