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Tempelhof: Grundschule: Erfolgreich, aber überflüssig

Die Taunus-Grundschule in Lichtenrade wird geschlossen. Der Bezirk hat seit Jahren mit rückläufigen Schülerzahlen zu kämpfen. Die Eltern der betroffenen Schüler wollen dennoch protestieren.

Im Sommer werden sie Jubiläum feiern und anschließend Abschied nehmen – falls alles so kommt, wie das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg es will. Die Taunus-Grundschule in Lichtenrade soll geschlossen werden. Dabei ist sie die jüngste im Stadtviertel, gerade erst zehn Jahre alt.

Die Schule im bürgerlich geprägten Taunusviertel hat sich mit ihrem Sport-Profil viele Meriten erworben. Auf dem Flur im ersten Stock stehen die Vitrinen, prall gefüllt mit Urkunden und Pokalen. Die Anmeldezahlen sind stabil, für den sportbetonten Zweig kann sich die Schule ihre Bewerber aussuchen.

Doch im Stadtteil insgesamt fällt die Bilanz ungleich schlechter aus. Drei Lichtenrader Grundschulen mussten Klassenzüge streichen, um sinkende Anmeldungen auszugleichen. Die Schülerzahlen gehen „dramatisch“ zurück, heißt es in einem Papier der Verwaltung. Im Schuljahr 2003/04 gab es noch 545 Erstklässler, im laufenden Jahr wurden nur noch 423 registriert – Tendenz weiter fallend. Von einem Babyboom könne in Lichtenrade – trotz familienfreundlicher Umgebung – keine Rede sein.

Das Resümee: „Die Aufgabe eines Schulstandorts ist unvermeidbar.“ Getroffen hat es nun eine der erfolgreichsten Schulen, die mit ihren modernen Schulräumen und wettkampftauglichen Sportanlagen bei den Eltern punkten konnte. Entsprechend groß ist die Empörung. Am heutigen Sonnabend (10.30 Uhr Salvatorkirche) wollen Eltern, Lehrer und Schüler gegen die geplante Schließung protestieren. Dazu wird die Bahnhofstraße in Lichtenrade für einige Stunden gesperrt. „Wir haben alle Hilfstruppen und Verbündete aufgerufen, uns zu unterstützen“, sagt Schulleiter Volker Becker, der die Taunusschule von der ersten Stunde an mitaufgebaut hat. Der Schulausschuss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat seine nächste Sitzung ins Schulgebäude verlegt.

Bildungsstadtrat Dieter Hapel (CDU) ist gerade im Urlaub und wird den Protestzug wohl verpassen. Die CDU-Fraktion der BVV steht hinter ihm. „Es wird bei dieser Entscheidung bleiben“, sagt Wolfgang Kaminski, der im Schulausschuss sitzt. Die Taunusschule sei wegen ihrer geografischen Lage und einer günstigen Nachnutzung ausgewählt worden. In die Gebäude an der Wiesbadener Straße soll die Elisabeth-Rotten-Schule für lernschwache Kinder einziehen.

„Die Taunusschule liegt strategisch günstig zum Schließen“, sagt auch die Schulexpertin der Grünen, Martina Rade. Ihr missfällt, dass die Entscheidung hinter den Kulissen ausgetüftelt worden sei. „Wir wurden nicht miteinbezogen. Es herrscht eine Kultur der Intransparenz – richtig ätzend.“Thomas Loy

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