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Auf dem Dach des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof soll eine Aussichtsterrasse mit Geschichtsgalerie eröffnet werden.

© Thilo Rückeis

Tempelhof-Schöneberg: Flughafen Tempelhof bekommt eine Dachterrasse

Auf dem Dach des historischen Gebäudekomplexes entsteht eine 1200 Meter lange Galerie. Sie soll Blicke in die Vergangenheit ermöglichen – und übers frühere Flugfeld.

Bald hat Berlin einen weiteren Aussichtspunkt, bald dürfen seine Bewohner auf das Dach des Flughafens Tempelhof steigen. Dort oben entsteht eine Geschichtsgalerie unter freiem Himmel, 1200 Meter lang. Zwei Architekturbüros aus Berlin und Sevilla haben eine Ausschreibung dafür gewonnen. Wer seine Idee umsetzen darf, soll noch vor der Sommerpause feststehen. Und die Anwohner dürfen vor der Entscheidung mitreden: Am 15. Mai, bei einer Bürgerversammlung auf dem Flughafengelände.

Perspektivwechsel in Tempelhof

Auf dem Dach des Flughafengebäudes dreht sich die Perspektive um: Sonst Fixpunkt für Besucher des Tempelhofer Feldes, erlaubt das weit geschwungene Betonhalbrund den Blick zurück über das Feld. Das Siegerkonzept aus Berlin bindet das Feld besonders stark ein: Das Büro Staab Architekten will zahlreiche Fernrohre aufstellen, die in Richtung historisch bedeutsamer Orte auf dem Flughafen zeigen. Dazu sollen erklärende Texttafeln und sogenannte Soundinseln kommen, wo Geschichte erzählt wird, untermalt mit der jeweils passenden historischen Geräuschkulisse.

Für Manfred Kühne von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sind die Soundinseln das Beste dieses Entwurfs. Er begründet die Vergabe des ersten Preises so: „Die Architekten haben den Ort verstanden, seine Architektur und seine Atmosphäre.“ Zudem seien durch die zurückhaltende Gestaltung nur minimale Eingriffe in die denkmalgeschützte Bausubstanz nötig. „Das Gebäude ist unser wichtigstes Exponat“, sagt Kühne.

Der zweite Siegerentwurf kommt vom spanischen Architekten Guillermo Vásquez Consuegra. Auch er plant eine minimalistische Terrasse über die gesamte Länge des Flughafendaches. Herzstück der Ausstellung ist für ihn ein umlaufendes Band am Rand der Galerie. Das Band verläuft mal am Boden, mal auf Hüfthöhe, und ist teils schräg gestellt. Es soll als Sitzfläche dienen und als Träger für Infotexte, Grafiken und Reliefs.

Neustart für das Flughafengebäude

Das Dach für Besucher zu öffnen ist Teil eines neuen Gesamtkonzepts der Tempelhof Projekt GmbH für den ehemaligen Flughafen. „Wir wollen einen Neustart nach der Flüchtlingsunterbringung“, sagt Geschäftsführerin Jutta Heim-Wenzler. Außer der Geschichtsgalerie ist ein Besucherzentrum am Haupteingang geplant. Das Alliiertenmuseum soll aus Zehlendorf in das Flughafengebäude umziehen. Drei der sieben Hangars könnten eine dauerhafte Nutzung bekommen, Kultureinrichtungen wie Museen und Theater bekommen den Vorzug. Die vier weiteren Hallen bleiben für temporäre Projekte offen. Die Tempelhof Projekt GmbH will außerdem den Tower am sogenannten Kopfbau West für die Öffentlichkeit ausbauen.

„Egal, was wir hier machen, es verschwindet eigentlich“, sagt Heim-Wenzler. „Es braucht wirklich Kraft und Größe, um das Gebäude zu gestalten.“ Das Dach zu öffnen sei eine gute Möglichkeit, das riesige Gebäude dennoch zu beleben. Spätestens 2021 sei der Tower zugänglich, verspricht sie. Auch die Geschichtsgalerie auf dem Dach soll in etwa drei bis vier Jahren fertig sein, festlegen will sich Heim-Wenzler aber nicht. Der Baubeginn jedenfalls ist für 2019 geplant.

Zuvor verhandeln die Tempelhof Projekt GmbH und die Senatsverwaltung in den nächsten Monaten mit beiden Gewinnern. Wer den Zuschlag bekommt „hängt auch von den Kosten ab“, gesteht Kühne. Knapp 20 Millionen Euro stehen zur Verfügung, vor allem Mittel aus der Gemeinschaftsausgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ von Bund und Ländern (GRW).

Vom 9. bis zum 26. Mai werden alle Wettbewerbsbeiträge für die Geschichtsgalerie im Bauteil H2 Rund des Flughafens ausgestellt, täglich von 13 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Jakob Pontius

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