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Der Senator betont, dass in der Mitte eine riesige Freifläche bleiben wird - und versucht damit, Stimmen beim möglichen Volksentscheid zu holen.

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Tempelhofer Feld: Senator will mit Freifläche Stimmen holen

Auf dem Feld des ehemaligen Flughafens wird gebaggert – allerdings nicht für die zukünftige Landesbibliothek, sondern gegen Schadstoffe im Boden. Der Stadtentwicklungssenator will "Missverständnisse" vor einem möglichen Volksentscheid ausräumen.

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Draußen ist es ungemütlich bei vier Grad, auf dem Tempelhofer Feld ist fast kein Mensch. Mehrere große Bagger sind in Aktion, Schaufel um Schaufel landet Erdreich auf einem Kipper. Hohe Berge von Aushub bedecken das Feld. Wird hier etwa schon gebaut? Und muss nach erfolgreichem Volksbegehren wieder rückgebaut werden?

Nein – hier übte von 1979 bis 2008 die Flughafenfeuerwehr, jetzt ist der Boden mit Schadstoffen verseucht und wird saniert. Weitere Bauarbeiten finden nicht statt. Insbesondere dort, wo das umstrittene Wasserbecken geplant ist, befindet sich nur ein umzäuntes Gelände. 300 000 Euro kostet es jedes Jahr, den Regen abzuleiten, der auf das Flughafendach und das betonierte Vorfeld niedergeht. Das drei Hektar große Wasserbecken soll den Regen auffangen, für Flair sorgen und im Winter Eislauffläche sein. Laut Bauschild ist es auch gut für Flora und Fauna.

BUND bestreitet positive Wirkung des Wasserbeckens

Genau das bestreitet aber der Bund für Umwelt und Naturschutz – seine Klage gegen die Bauerlaubnis liegt seit Ende Oktober beim Verwaltungsgericht. Die Umweltschützer machen geltend, es seien 35 Brutgebiete der Feldlerche bedroht, dazu „artenreiche Frischwiesen“ und Trockenrasen. Anfang November stellte der Bund auch einen Eilantrag, damit die Baugenehmigung nicht vollzogen werden könne, wie Gerichtssprecher Stephan Groscurth bestätigte. Darüber werde wohl im Februar entschieden.

So sieht der Plan des Stadtentwicklungssenators für die riesige Fläche aus.
So sieht der Plan des Stadtentwicklungssenators für die riesige Fläche aus.

© www.tempelhoferfreiheit.de

Wohnungen auf Tempelhofer Feld sollen moderate Mieten haben

Mit der Zukunft der Tempelhofer Freiheit befasste sich am Mittwoch der parlamentarische Stadtentwicklungsausschuss nur in der Aktuellen Viertelstunde. Als „rote Karte für die bisherige Planung des Senats“ hatte am Vormittag die grüne Fraktionschefin Antje Kapek das voraussichtlich erfolgreiche Bürgerbegehren gewertet. Ob dies denn zu mehr „Offenheit für Alternativ-Vorschläge“ führen werde, wollte Kapek vom Senatsvertreter wissen. Diese Rolle fiel, in Abwesenheit von Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD), dessen für Wohnungsbau zuständigem Staatssekretär Ephraim Gothe (SPD) zu: „Selbstverständlich sind wir davon überzeugt, dass unser bisher formuliertes Konzept weiter tragfähig ist“, sagte dieser. Überzeugungsarbeit bleibe aber zu leisten, räumte Gothe ein: Denn mit „erstaunlichen Meinungsäußerungen“ werde sogar er aus seinem Freundeskreis konfrontiert.

Dass die Zentral- und Landesbibliothek mitten auf dem Feld entstehen solle, sei ein Missverständnis. Und wohl auch, dass die Tempelhofer Freiheit durch die neu gebauten Immobilien in einen Vorgarten für gut betuchte Neuberliner verwandelt werde. Gothe betonte, dass die Hälfte der neu am Tempelhofer Damm entstehenden Wohnungen von landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften sowie Genossenschaften errichtet werden und zu moderaten Mieten zwischen sechs und acht Euro je Quadratmeter zuzüglich Nebenkosten vergeben werden sollen.

Freifläche soll bleiben

Gothe wiederholte, dass auch nach der Bebauung der Ränder im Osten, Süden und Westen des Feldes eine Freifläche im Zentrum erhalten bleibe, die „größer als der Tiergarten ist“. Diese soll „langfristig gesichert“ werden gegen Begehrlichkeiten nach weiteren zentralen Bauflächen. „Und wenn wir das in die anstehende Debatte einbringen, dann wird es auch eine Mehrheit für die Senatspläne geben“, gab sich Gothe zuversichtlich. Dutzende junge Bäume sind frisch gepflanzt.

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