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Gibt’s bald auch in echt. Der Senat erwartet, dass künftig jedes Jahr 150.000 Besucher auf der Dachterrasse in Tempelhof flanieren werden.

© Simulation: promo

Tempelhofer Flughafen: Baustart für Dachterrasse und THF-Tower

Fluglotsen-Blick für alle: Das erste Bauprojekt zur Öffnung des Tempelhofer Flughafen beginnt.

Der Zugang zum THF-Tower ist noch exklusiv. Die schmale stählerne Wendeltreppe vom 6. Obergeschoss in den einstigen Arbeitsraum der Tempelhofer Fluglotsen bietet nur Platz für eine Person aufwärts – oder abwärts. Oben ist es es immer noch eng bemessen, doch die großen, nach unten geneigten Fenster bieten einen prächtigen Blick auf das Tempelhofer Feld, das geschwungene Dach des Flughafengebäudes und selbst zur Rückseite, dem mit vielen Bäumen durchgrünten Tempelhofer Fliegerviertel.

Der Tower und die geplante Dachterrasse auf dem südwestlichen Kopfbau des Flughafens werden ein neues Highlight für die Berlin-Touristen werden, da sind sich Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) und ihre Kollegin aus Berlin, Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) ziemlich sicher – sie zogen am Mittwoch zusammen mit der neuen Chefin von Tempelhof Projekt, Jutta Heim-Wenzler, eine Plane vom großen Bauschild am Tempelhofer Damm. Der symbolische Start für die Bauarbeiten, die eigentlich schon begonnen haben.

Der Kontrollturm steht auf dem südlichen Kopfbau des Flughafengebäudes.
Der Kontrollturm steht auf dem südlichen Kopfbau des Flughafengebäudes.

© Thomas Loy

Die Planer rechnen mit 150.000 Besuchern pro Jahr. Bislang kommen zu den Führungen durch das Gebäude 50.000 Besucher. Nach dem Abschluss des Bauprojekts Tower THF 2019/20 sollen die Besucher erstmals auf eigene Faust das einst größte Gebäude der Welt besuchen können. Der Bund unterstützt die touristische Erschließung des Baus mit vier Millionen Euro, insgesamt soll das Projekt rund acht Millionen Euro kosten.

Bausubstanz des Flughafens ist marode

Abbrucharbeiten und die Prüfung der Statik haben schon begonnen, mit der eigentlichen Baugenehmigung wird im November gerechnet. Die Statik ist die größte Unbekannte bei dem Projekt und könnte die Baukosten noch erheblich in die Höhe treiben. Entgegen dem äußeren Anschein ist das Gebäude innen teilweise von sehr maroder Substanz.

Der Blick vom Tower auf das Containerdorf.
Der Blick vom Tower auf das Containerdorf.

© Thomas Loy

Mit dem Tower und dem Umbau des Kopfbaus wird nur ein Bruchteil des Gebäudes erschlossen. Die Besucher werden durch eines von 13 riesigen Treppenhäusern geführt, durch die ursprünglich 80 000 Gäste auf eine Dachtribüne geschleust werden sollten. Die Treppenhäuser blieben wegen des Kriegs im Rohbauzustand, später wurden sie teils zugemauert, teils modern ausgebaut.

Die Schweizer Architekten vom Büro „:mlzd“ wollen das historische Treppenhaus möglichst so roh belassen wie es ist, die Besucher auf einem „Teppich“ hindurchführen und das sechste Geschoss, in dem Büros eingebaut wurden, ebenfalls in den Rohbauzustand zurückversetzen. Hier ist eine Ausstellung zur Geschichte und Bedeutung des Flughafens Tempelhof geplant, der als modernster Flughafen der Welt konzipiert war, wegen des Krieges aber nicht fertig wurde. Später bauten ihn die Amerikaner für ihre Zwecke aus. Der Tower stand ursprünglich auf dem Mittelteil des Gebäudes, die Berliner Flughafengesellschaft setzte ihn jedoch auf den äußersten Punkt im Süden. Von hier aus sind die Landebahnen besser zu überblicken.

Tower-Kontrolltechnik ist schon ausgebaut

Auf der mit Holzbohlen belegten Dachterrasse wird es nach derzeitiger Planung kein Café geben, dafür aber auf der Ausstellungsebene. Der Tower selbst dient als überdachte Aussichtsplattform. Mit seiner Holzdecke und den eisernen Fensterrahmen wirkt er tatsächlich wie ein Bauwerk aus den 50er Jahren. Die Kontrolltechnik ist leider schon komplett ausgebaut.

Hendricks und Lompscher tauschten bei der Vorstellung des Projekts nicht nur Nettigkeiten aus. Hendricks erinnerte daran, dass sich vor dem Gebäude ja „die größte innerstädtische Freifläche der Welt“ erstrecke, also das Tempelhofer Feld. Mit einer Randbebauung – „ich hoffe, die kommt irgendwann mal“ – wäre es wahrscheinlich immer noch die weltweit größte Freifläche. Lompscher zweifelte diesen Superlativ an und erinnerte an den Volksentscheid von 2014. Sie finde es „beeindruckend, wie die Berliner sich das Feld angeeignet haben.“

Berliner sollen Ideen einbringen

Das Gebäude sei doch erheblich „sperriger“ als das Feld, da könne man nicht einfach alles freigeben. Aber mittun bei der weiteren Planung und Öffnung des Gebäudes sollten die Berliner durchaus – „das schafft das Land nicht allein“. Lompscher möchte die „kreative Stadtgesellschaft“ einladen, sich Gedanken über die Nutzung der riesigen Gebäudefläche von 300.000 Quadratmeter zu machen. Wann diese Bürgerbeteiligung beginnen könnte, ist offen.

Nach dem Tower-Projekt wird schon der nächste Bauabschnitt geplant: eine Geschichtsgalerie auf dem 1,2 Kilometer langen Hangardach bis hin zum östlichen Kopfbau, dessen Treppenhaus dann ebenfalls hergerichtet werden muss. Als dritten Abschnitt der Gebäudeöffnung bezeichnet Lompscher den Einzug des Alliiertenmuseums in Hangar 7, wiederum finanziert vor allem aus Bundesmitteln.

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