zum Hauptinhalt

Tempelhofgelände: Rasenspiele statt Rosinenbomber

Mit einem zweitägigen Fest wird am Wochenende das Tempelhofer Feld zum Volkspark – bis zum Sonnenuntergang. Abenteuer, Entspannung und ein Drachenfest sollen dem Tempelhofer Park zu einem guten Start verhelfen.

Das Einzige, was fehlen könnte, sind Duschen. Denn wer bei der morgigen Eröffnung des Tempelhofer Feldes auch nur einen kleinen Teil der zahlreichen Sportangebote nutzen möchte, gerät womöglich ganz schön ins Schwitzen. Der Tag steht unter dem Motto „Bewegungsfreiheit“, und es geht gleich um 10 Uhr los mit dem ersten IGA-Volkslauf über rund fünf oder knapp elf Kilometer, zu dem Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) den Startschuss gibt. IGA steht für Internationale Gartenbauausstellung, die allerdings erst 2017 auf dem rund 300 Hektar großen Parkgelände stattfinden soll.

Wer nach dem flotten Rundkurs glücklich im Ziel angekommen ist oder seine laufenden Verwandten und Freunde ausreichend angefeuert hat, hat darauf die Qual der Wahl: Soll es ein Spiel auf der neuen Boule-Bahn sein oder ein Volleyball-, Tennis- oder Fußballmatch? Oder vielleicht doch lieber ein Workshop in Kung Fu, Qi Gong oder Yoga? Wo seit dem 18. Jahrhundert preußische Soldaten und später die Armee des Kaisers exerzierten, kann man sich jetzt außerdem nicht nur in Geschicklichkeitsspielen wie Kubb oder Bosseln üben, sondern auch Inliner fahren und Frisbee spielen.

Möglichkeiten zum Entspannen gibt es genug. Zum Beispiel bei den Natur- und Geschichtsführungen oder einer Ausstellung zur Geschichte des Feldes in der Eingangshalle des Flughafens. Wer nicht auf das Angebot der Gastronomiezelte zurückgreifen möchte und sich auch keinen Picknickkorb von zu Hause mitgebracht hat, kann sich Picknick-Utensilien einschließlich Grillzubehör, Decken und Sonnenschirmen ausleihen. Von seinem eigenen Rasenplätzchen aus kann man dann die zahlreichen Darbietungen Berliner Sportvereine genießen. Darunter Tanzvorführungen, eine Rhönrad-Show, Gleitschirmfliegen, Einrad-Hockey und Slalom-Skating. Außerdem kommt das Berliner Cricket Komitee zurück auf das Feld, auf dem es 1888 die ersten Spiele ausgetragen hat. Und drei Vereine – die SV Tasmania Gropiusstadt 1973, Türkiyemspor Berlin und der BSV Hürriyet Burgund – tragen ein Fußballturnier aus.

Wenn gegen 18 Uhr das sportliche Programm ausklingt, tritt mit Frank Zander ein Ur-Neuköllner auf, der seit Kindheitstagen eine enge Beziehung zum Tempelhofer Flughafen hat. Als kleiner Junge habe er mit seinen Freunden vom Karl-Marx-Platz aus die Fallschirme der Rosinenbomber geangelt, erinnert sich der 68-Jährige. „Tempelhof gehört Berlin und endlich wieder der Allgemeinheit, und ich wünsche mir sehr, dass das auch in Zukunft so bleibt“, so Zander.

Am Sonntag richten sich die Blicke auf dem Feld verstärkt nach oben. Beim großen Drachenfest sind Lenkdrachen, Großdrachen, Einleiner und Windspiele zu bestaunen, und wer möchte, kann seinen eigenen Drachen mitbringen und auch mit ihm in die Lenkdrachenschule gehen. Ab Montag ist dann jeder Besucher zwischen Sonnenauf- und -untergang selbst für seine Freizeitgestaltung im Tempelhofer Park verantwortlich. Schwer dürfte das angesichts der vielen Möglichkeiten zum Spazierengehen, Walken, Laufen, Skaten, Ballspielen, Picknicken oder Grillen nicht fallen. Der Park umfasst schließlich mehr Fläche als der Tiergarten. Nur eins fehlt in Tempelhof: der einstige Badesee Schlangenpfuhl. In den zwanziger Jahren strömten die Berliner an den Wochenenden in Scharen an das Tümpelufer. Schlammpfuhl wurde er auch genannt – nach einem Duschersatz klingt das nicht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false