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Berlin: Tempodrom wird immer billiger

Ohne Zuschuss des Senates sinkt wohl der Preis / Kaufgespräche: Betreiber des Liquidroms sieht sich als Favorit

Angesichts der drohenden Insolvenz des Tempodroms sieht sich der Betreiber des dortigen Liquidrom-Bades jetzt als chancenreichster Bewerber unter den elf Kaufinteressenten. Klaus Dieter Böhm, der auch eine Therme in Thüringen besitzt, hat mit dem Tempodrom-Stiftungsratsvorsitzenden Torsten Griess-Nega für Montag einen Termin bei seiner Bank vereinbart. Das Institut soll Böhms kurzfristige Zahlungsfähigkeit bestätigen.

Ob er bereit ist, sein ursprüngliches Gebot von 2,5 Millionen Euro zu erhöhen, ließ der Unternehmer am Donnerstag offen. Bei den Verhandlungen dürfe es nicht allein um den Kaufpreis gehen, meint er. Nötig sei eine Paketlösung, die Investitionen in einem Zeitraum von etwa zehn Jahren einschließe.

Bisher hatte der Stiftungsrat mindestens fünf Millionen Euro verlangt. Aber die Weigerung des Abgeordnetenhauses, der hoch verschuldeten Veranstaltungsarena am Anhalter Bahnhof noch einen Zuschuss zu gewähren, wirkt sich voraussichtlich negativ auf den Preis aus. Der parlamentarische Hauptausschuss hatte die Senatspläne für eine „allerletzte“ Finanzspritze in Höhe von 900 000 Euro am Mittwochabend abgelehnt.

Böhm will erfahren haben, dass er bislang „der einzige Interessent mit einem konkreten Angebot“ sei. Tatsächlich sind zumindest die Betreiber der Columbiahalle am Flughafen Tempelhof „noch nicht soweit“, wie ihr Anwalt gestern bestätigte. Man habe die Wirtschaftlichkeit einer Übernahme noch nicht prüfen können. Die Chefs der mit dem Tempodrom konkurrierenden Halle erwägen den Kauf, um eine Veräußerung zum „Schleuderpreis“ an einen anderen Erwerber zu verhindern. Ihren Eilantrag beim Verwaltungsgericht, der sich gegen einen weiteren Zuschuss richtete, zieht die Columbiahalle jetzt aber zurück. Durch den Beschluss der Parlamentarier „hat sich das erübrigt“, sagte der Anwalt.

Ein anderer Kaufinteressent, der Inhaber der Veranstaltungshalle „Hangar 2“ auf dem Flughafen Tempelhof, hält ein Gutachten über die wirtschaftliche Lage des Tempodroms für nötig. Dessen Trägerstiftung hat aber nur wenige Wochen Zeit, bis der Insolvenzantrag nötig wird.

Läuft also alles auf Bäderbetreiber Böhm heraus? Der Stiftungsrat spricht nur von „drei Bewerbern in der engeren Wahl“. Böhm lockt allerdings nicht nur mit Geld. Im Goethepark in Weimar gehört ihm bereits das einstige Gartenhaus des Dichters. Zusammen mit dem Tempodrom will er das historische Gebäude in eine neue Stiftung einbringen. Außerdem verspricht Böhm, dass Tempodrom-Gründerin Irene Moessinger ihr Programmkonzept fortführen könne. Der Veranstaltungsbetrieb sei schließlich erfolgreich und nicht defizitär. Darauf weist auch Irene Moessinger gerne hin.

Die Schulden waren durch die Kostenexplosion beim Neubau entstanden. Mit rund 30 Millionen Euro wurde das zeltartige Gebäude doppelt so teuer wie geplant. Kommt es zur Pleite, muss das Land Berlin eine Bürgschaft aus der Bauzeit begleichen, die sich auf 10,3 Millionen Euro beläuft. Ein Teil davon wird allerdings selbst bei einem Verkauf fällig. Um dieses Haushaltsloch zu stopfen, forderte die FDP-Fraktion gestern, auch den öffentlichen Sportplatz am Anhalter Bahnhof zu verkaufen.

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