zum Hauptinhalt

Berlin: Tenor und Rocker

Björn Casapietra und Uwe Hassbecker sind Halbbrüder und treten zusammen auf.

Es gibt einen Menschen auf der Welt, der es dieser Tage schafft, Björn Casapietra zum Schweigen zu bringen. Es ist seine kleine Tochter Stella, die hält dem Papa einfach den Mund zu, wenn sie ein Lied mal selber weitersingen will. Sonst sprudelt es aus dem Mann nur so heraus. Jetzt erzählt er beipielsweise, dass er sich auf dem 18. April freut, eine Art besondere Familienfeier. Dann steht der Schauspieler und Sänger mit seinem Halbbruder Uwe Hassbecker von der Band Silly vor großem Publikum auf der Bühne. Im Admiralspalast ist auch Dirk Michaelis dabei. Am Piano singt und spielt, wie seit Jahren, die Schweizerin Sibylle Briner.

Der 42-jährige Björn Casapietra ist in Rauchfangswerder am Südostzipfel Berlins aufgewachsen, schauspielernd als Armin Franke in der RTL-Serie „Unter uns“ bekannt geworden und Tenor mit Leidenschaft. Mit seiner Konzertreihe „Romantic Love Songs – Lieder ewiger Liebe“ tourt der Mann aus Mitte durchs ganze Land. „Ich bin ein glücklicher Mensch, und ich will mit meiner Musik andere glücklich machen“, sagt Casapietra. Die Gründe dafür aufzuzählen käme der Länge eines Opernabends gleich. Akte müssen reichen. Da ist die Familie, seine Frau Anne und eben Tochter Stella. Anne arbeitet in einem Dentallabor, weswegen der Sänger, wenn er keine Gesangsstunden hat, punkt 15 Uhr vor der Kita steht, um seine Tochter abzuholen. „Sie ist das Beste, was ich der Welt hinterlasse.“

Vater zu sein, das habe ihn locker gemacht, sagt er. Er ist noch genauso ehrgeizig, aber nicht mehr so verkrampft wie früher. Damals habe er, den manche als Schnulzensänger belächelten, im „Traumschiff“ Rollen gespielt wie den Kellner. Heutzutage soll er in der ZDF-Serie „Kreuzfahrt ins Glück“ sich selbst spielen. So was macht Casapietra stolz.

Noch so ein Glück war es für den gelernten Beleuchter und Wirtschaftskaufmann, dass er mit Gesangslehrerin Carola Nossek von der Staatsoper arbeiten kann. Sie helfe ihm dabei, seine Stimme, sein Auftreten zu perfektionieren. Er zückt das Handy, zeigt Notizen: „Kiefer locker. Ehrlich sein.“ Bei ihm soll Klassik rocken, er peitscht sein Publikum auf.

Im Admiralspalast sind Lieder der fünf Studioalben zu hören, irische und schottische Volkslieder wie „You raise me up“ und „The Water is wide“. Und Leonard Cohens „Hallelujah“, das der für den Kinderhospizverein „Bärenherz“ engagierte Deutschitaliener auch schon beim Haiti-Erdbeben-Benefizkonzert des Tagesspiegels in der Philharmonie präsentierte. „Mattinata“, „O sole mio“ – und zum Finale „One (Love)“ von U2 – darauf konnten sich die musikalisch unterschiedlichen Brüder einigen.

Björn war zehn, als sein Vater ihm als Hosenmatz im Schlafanzug „so einen zehn Jahre älteren großen Rocker mit langen blonden Haaren“ als Halbbruder vorgestellt hat. Erst seit 2007 sind beide sich nähergekommen, über die Musik, ihre gemeinsame Sprache. „Er hört genau, wie ich atme, und setzt dann auf den Punkt ein.“ In solchen Momenten merke er, dass sie eins sind. Der in Genua geborene Casapietra hatte es in seiner Kindheit nicht immer leicht. Der Vater, Dirigent Herbert Kegel, schnitt sich 1991 die Pulsadern auf. Die Mutter, Kammersängerin Celestina Casapietra, tat, was sie konnte, doch der Junge wuchs viel in der Obhut von Kindermädchen auf.

Heute kommt die eigene Familie oft mit zum Konzert, sogar einen kleinen betagten Privatjet charterten sie schon mal wegen der zuletzt 100 Konzerttermine. Und wenn das mal nicht möglich ist und der Konzertort weniger als 300 Kilometer von Berlin entfernt liegt, fährt der Tourbus immer nach Hause zurück – damit die Tochter dem Vater den Mund zuhalten kann. Annette Kögel

Admiralspalast, 18.4., 20 Uhr, 26–50 Euro, Infos: www.casapietra.com. Der Tagesspiegel verlost dreimal zwei Karten: Schicken Sie bitte bis Samstag, 15 Uhr, eine Mail mit dem Stichwort „Lieder ewiger Liebe“ an verlosung@tagesspiegel.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false