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Berlin: Terror, Feuer, Panik: Katastrophenschutz übt für Fußball-WM Die Sicherheitsbehörden proben den Ernstfall

in Krankenhäusern und im Olympiastadion

Die Berliner Sicherheitsbehörden bereiten sich bereits intensiv auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 vor. Mehrere Katastrophenschutzübungen werden noch in diesem Jahr stattfinden, „im Herbst auch im Olympiastadion“, bestätigte ein Sprecher der Senatsinnenverwaltung dem Tagesspiegel am Sonntag.

Hochrangige Feuerwehrkräfte denken derzeit über die Szenarien nach. Denkbar sei etwa „Panik vor Großbildleinwand“ oder „Rauch in Eisenbahntunnel bei Anfahrt von Fußballfans“. Berlin steht im Mittelpunkt der Sicherheitsübungen zur Fußball-WM: Im Olympiastadion finden neben der Eröffnungsfeier am 8. Juni 2006 sechs WM-Spiele statt, darunter das Finale am 9. Juli. Die Eintrittskarten wurden am Freitag verlost.

Wie hohe deutsche Polizeikreise berichten, müssen die Großübungen nach Vorschriften der Bundesregierung mit „zwei Prozent Verletztenstandard“ ausgeführt werden. Bei 75 000 Zuschauern im Olympiastadion wären das 1500 Verletzte. Der Senat wollte keine Angaben zu den Details machen. Und Berlins WM-Beauftragter Jürgen Kießling sagt nur: „Wir müssen alles einmal üben.“

Die Berliner Feuerwehr sieht das Olympiastadion „nicht als großes Sicherheitsproblem“, sondern plant vor allem „die Absicherung der WM-Meile am Brandenburger Tor“, sagte ein leitender Beamter der Feuerwehr. „Das ist wie eine Love Parade, nur vier Wochen lang“ – und bindet entsprechend viele Kräfte. Zwischen der Siegessäule und dem Brandenburger Tor werden während dieser Zeit Großbildleinwände und ein Fanpark mit Bierbuden und Sportplätzen aufgebaut sein.

Der Berliner Katastrophenschutzbeauftragte für die WM, Sigurd Peters, kündigt eine Übung auch für die Krankenhäuser an. Noch in diesem Jahr würden alle Kliniken im Umfeld des Olympiastadions mit einer Notfallsituation konfrontiert, sagte Peters. „Wir werden einfallen wie die Heuschrecken.“ So sollen Mitarbeiter, etwa vom Malteser Hilfsdienst, betrunkene Fußballfans spielen, andere neugierige Journalisten, „die am liebsten im Krankenwagen mitfahren würden“, sagt Peters. Im neuen Olympiastadion sind für die Fußball-WM vier Rettungsplätze vorgesehen. Ein weiterer der Feuerwehr soll nördlich des Stadions errichtet werden.

Mitte August soll nach Angaben von Feuerwehrchef Albrecht Broemme eine weitere Übung stattfinden. Das Szenario: „Kontamination von mehreren hundert Personen durch ABC-Waffen.“ Bei der Dekontaminations-Übung auf dem weitläufigen Gelände der Polizei in Ruhleben beteiligt sich auch die Hamburger Feuerwehr, sagte Broemme. Die Ursache spiele bei dieser Übung keine Rolle, sowohl Terror als auch Unfall sei bei einem derartigen Szenario denkbar, sagte Berlins Feuerwehrchef.

Auch beim geplanten Katastrophenschutzforum im Herbst wird die Fußball-WM im Mittelpunkt stehen. Der seit fünf Jahren in Berlin stattfindende Kongress steht unter dem Motto „Sind wir vorbereitet?“, sagte Robert Rath vom Landesamt für technische Sicherheit (Lagetsi). Teilnehmen werden sämtliche Sicherheitsbehörden und sicherheitsrelevante Unternehmen wie BVG oder Gasag. Und im Juni veranstaltet das vor einem Jahr gegründete Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Hannover eine Veranstaltung zum Thema „Massenanfall von Verletzten bei Großveranstaltungen“.

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