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Proteste vor der Stadthalle in Erkner. Die Bürgerinitiative Grünheide befürchtet, dass Tesla der Region das Wasser abgräbt. 

© Thorsten Metzner

Tesla in Grünheide: Gräbt die Gigafactory der Region das Wasser ab?

Bei der Tesla-Anhörung in Erkner rücken nun Sachfragen in den Vordergrund. Vertreter von Tesla und Brandenburger Behörden wollen Naturschützer beruhigen.

In der märkischen Seenregion östlich von Berlin sorgt weiter für Unruhe, ob die neue Tesla-Giga-Factory in Grünheide negative Auswirkungen auf den Wasserhaushalt hat. In der großen Anhörung von Tesla-Kritikern, die diese Woche in der Stadthalle von Erkner im Rahmen des laufenden umweltrechtlichen Genehmigungsverfahrens stattfindet, war es am Donnerstag – dem Tag Zwei – das bestimmende Thema. Nach dem hochemotionalen Auftakt am Vortag war die Atmosphäre nun etwas sachlicher. 

Zwar gilt die Wasserversorgung der Fabrik, in der ab Juli 2021 die ersten E-Autos vom Band rollen sollen, später 500.000 Fahrzeuge pro Jahr, für diese erste Ausbaustufe als geklärt: Der Wasserverband Strausberg-Erkner, der monatelang Probleme sah, hat vor wenigen Tagen einen Liefervertrag mit dem US-Konzern geschlossen. Die von Tesla benötigten 1,4 Millionen Kubikmeter können demnach „sicher“ bereit gestellt werden. 

Kritiker, Umweltschützer und Anwohner beruhigt das nicht. Manche befürchten, dass auch wegen häufigerer Dürrejahre knappere Wasser nicht reichen, Hausbrunnen versiegen oder Grundwasser verunreinigt werden könnte. „Wir unternehmen alles, dass das Trinkwasser auch in 100 Jahren nicht gefährdet wird“, versicherte Tesla-Projektmanager Alexander Riederer.    

Die Bürgerinitiative Grünheide warnte dagegen vor Negativfolgen, drinnen und auch draußen vor der Stadthalle, mit Transparenten. „Unsere Hauptkritik ist, dass die Fabrik zu zwei Dritteln in einem ausgewiesenen Trinkwasserschutzgebiet gebaut wurde“, sagte Frank Hundertmark. „Und das ohne gründliche Prüfung.“ Zudem sei doch klar, Elon Musk hatte es diese Woche bekräftigt, dass in absehbarer Zeit hier auch Batteriezellen gefertigt werden sollen, „mit großen Mengen an Chemikalien in einem Trinkwasserschutzgebiet.“ 

Die Batterie-Pläne spielen im aktuellen Genehmigungsverfahren für die Fabrik, die parallel in Rekordtempo gebaut wird, keine Rolle. Auch nicht in der Anhörung, bei der die Verfasser von 414 Einwendungen ihre Bedenken erläutern können, ehe die Genehmigungsbehörde entscheidet.

Salz aus tieferen Schichten könnte Grundwasser belasten

Wasser bleibt ein Reizthema. So warnte Marten Lange-Siebenthaler vom Naturschutzbund  Fürstenwalde, dass mit der Fabrik – infolge der Versiegelung und den veränderten Einträgen von Niederschlag ins Grundwasser – die bisherige hydrologische Balance verändert werde. Dass eine Sogwirkung drohe, Salzwasser aus tieferen Schichten aufsteigen und Grundwasser belasten könnte. Das sei nicht untersucht worden, so Lange-Siebenthaler. Die Befürchtungen rühren auch daher, weil es unweit am Altarm der Spree und der Löcknitz bereits Probleme mit versalztem Grundwasser gibt. 

Vertreter von Brandenburger Fachbehörden und von Büros, die für Tesla tätig sind, versuchten, die Sorgen zu entkräften. „Wir haben keine Anhaltspunkte, dass man einem Salzwasseraufstieg befürchten muss“, sagte Stefan Wienicke, Wasserexperte im Landesumweltamt. 

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Zudem werde durch die Fabrik nicht weniger, sondern mehr Niederschlag ins Grundwasser kommen als beim früheren Kiefernwald. Detaillierter äußerte sich Dieter Brose. Er leitet im Landesamt Bau und Geologie die Wasserabteilung, die eine anerkannte Software für Salzwasseruntersuchungen entwickelt hat. Sie werde auch bei den Berliner Wasserbetrieben eingesetzt. Über die geologische Beschaffenheit in der Gegend hat die Behörde ein präzises Bild. „Die Möglichkeit des Aufstiegs salinarer Tiefenwasser besteht“, bestätigte Brose.

Es gebe aber keine Hinweise, keine Indikatoren, dass dies passiere. Bislang sei der Salzgehalt im Grundwasser minimal. Wenn der leicht steigen sollte, noch weit von Grenzwerten entfernt, könne man frühzeitig reagieren, betonte Brose. In diesem schlimmsten Fall würde man den Grundwasserleitern gezielt Wasser zuführen. Klar sei aber, dass die neue Fabrik mit einem permanenten Grundwassermonitoring begleitet werden sollte. Versammlungsleiter Ulrich Stock deutete an, dass es im Falle einer Genehmigung eine solche Auflage für Tesla geben werde.   

Steffen Schorcht von der BI Grünheide verwies darauf, dass es am nahen Störitzsee schon jetzt Probleme mit dem Wasser gebe, im Sommer schon Stege trocken seien. „Auch das ist nicht ausreichend betrachtet worden.“ Tesla hat den Spitzenwasserverbrauch für die Fabrik von 3,3 auf rund 1,4 Millionen Kubikmeter in der Spitze pro Jahr reduziert. 

Die Anhörung, die bis Freitag angesetzt ist, kommt nur langsam voran. Nur ein Bruchteil der Einwände – auch zu Themen Natur, Verkehr, Klimaschutz – wurde bearbeitet. In der Anhörung zur Schweinemastanlage Haßleben hatte man einst elf Tage verhandelt, auf zwei Monate verteilt, erinnerte sich Versammlungsleiter Stock. „Ich hoffe, dass das hier nicht so wird.“ 

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