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Mit zur Lücke. Mit dem Radarsystem soll auch das Ordnungsamt Tipps zu Falschparkern erhalten.

© Imago

Test für neues System in Berlin: Radar soll Parklücken melden - und Falschparker

Siemens-Forscher starten schon bald einen Test in Berlin: Scanner in Straßenlaternen sollen nach Lücken am Straßenrand suchen. Per Radar könnten auch Zweite-Reihe-Parker dem Ordnungsamt gemeldet werden.

Montagmorgen, das übliche Problem im Berufsverkehr: kein Parkplatz in Sicht. Im Durchschnitt sucht jeder Autofahrer etwa zehn Minuten täglich nach einer freien Lücke. Das besagt eine Studie des Parkhausbetreibers Apcoa. Der Durchschnitt trügt allerdings, denn in der Innenstadt kann die Suche zu Stoßzeiten auch gerne mal eine halbe Stunde dauern. Die Forscher von Siemens haben nun ein neues System entwickelt und wollen dies nun testen. Beworben hatten sich bundesweit viele Städte – erprobt wird es ab Mai in Berlin. In der Bundesallee wird Siemens das neues Parkmanagementsystem aufbauen. Radarsensoren werden dann die Straße überwachen und freie und besetzte Parkflächen erfassen.

Die Radargeräte scannen die Straße nach freien Plätzen ab.
Die Radargeräte scannen die Straße nach freien Plätzen ab.

© Simulation: Siemens

Beispiel Walther-Schreiber-Platz, hier beginnt die Bundesallee und damit das Testfeld: Das Forum Steglitz mit zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten ist direkt an der Ecke, eine große Spielwarenkette, zwei Fitnessstudios und zwei Kinos finden sich hier. Bedeutet: Parkplatz-Not bis in die Nacht. Zwar gibt es ein Parkhaus im Forum Steglitz, doch viele Autofahrer versuchen sich das Geld zu sparen und parken lieber am Straßenrand, gerne auch mal kurz illegal in zweiter Reihe.

Wie eine Taschenlampe scannt das neue Siemens-System einen Bereich von bis zu sieben Autos, etwa 15 Meter. Bilder von der Straße werden so nicht gemacht. „Wir nutzen Radartechnologie, weil die in Sachen Persönlichkeitsrechte unproblematisch ist“, sagt Marcus Zwick, Leiter Innovationsmanagement bei der Siemens Division Mobility. Über eine Strecke von rund 500 Meter wird der Modellversuch ab Mitte Mai eingerichtet. Angeschoben wurde das Projekt vom Bundesumweltministerium, durchgeführt werden die Arbeiten in Abstimmung mit der Verkehrsmanagementzentrale Berlin.

Die Zeit der Parkplatzsuche könnte mit dem System deutlich reduziert werden, denn mittelfristig sollen die Informationen über freie Parklücken über eine Smartphone-App direkt an die Autofahrer übermittelt werden. Teuer werden könnte das Parkraummanagementsystem allerdings für notorische Falschparker. Die Sensoren, die vandalismussicher weit oben verbaut werden – nämlich einfach in den vorhandenen Straßenlaternen – , überwachen auch die Straßen. Parkt ein Fahrzeug in zweiter Reihe, in einer Feuerwehrzufahrt oder auf dem Radweg, wird das Ordnungsamt direkt informiert. „Die Angestellten des Ordnungsamtes könnten wir etwas zielgerichteter leiten“, sagt der Projekt-Verantwortliche Zwick. Mehr Strafzettel bedeutet mehr Einnahmen für die Stadt. Dort dürfte zunächst mal das Geschäftsmodell für die Ämter liegen. Denn die müssten ein solches System, ähnlich wie stationäre Blitzer, installieren lassen und betreiben. Profitieren würde auch der Radverkehr. Denn der könnte ebenfalls mit der Sensorik gescannt werden.

Eingebaut wird der Senor in die Straßenlaterne.
Eingebaut wird der Senor in die Straßenlaterne.

© Simulation: Siemens

„Wir könnten einen Stau auf dem Radweg erkennen und eine grüne Welle für Fahrräder schalten“, sagt Zwick. Das Ziel der Einrichtung einer grünen Welle für Radfahrer steht auch in der Radverkehrsstrategie des Landes Berlin. Außer einem zaghaften Test in der Belziger Straße in Schöneberg hat sich dahingehend bisher aber nichts getan. Das Bundesumweltamt hingegen verfolgt mit der Förderung des Projekts hingegen andere Ziele. Jede Parkplatzsuche verursacht laut der Apcoa-Studie 1,3 Kilogramm CO2-Emissionen. Ganz zu schweigen vom Feinstaub- und Lärmbelastung, die dabei entsteht. Das wäre am Ende immerhin ein Gewinn für alle.

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