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Berlin: Teufelsberg: Jetzt sollen die Bagger anrücken

Seit 1998 sind angekündigte Bautermine auf dem Teufelsberg im Grunewald immer wieder folgenlos verstrichen, doch nun machen die Investoren um den Kölner Architekten Hartmut Gruhl wohl Ernst. Ab Osterdienstag sollen Bagger an der früheren Abhörstation der Alliierten die Baugruben ausheben.

Seit 1998 sind angekündigte Bautermine auf dem Teufelsberg im Grunewald immer wieder folgenlos verstrichen, doch nun machen die Investoren um den Kölner Architekten Hartmut Gruhl wohl Ernst. Ab Osterdienstag sollen Bagger an der früheren Abhörstation der Alliierten die Baugruben ausheben. "Die Arbeiten beginnen am 17. April", versicherte der Investorensprecher und PR-Unternehmer Dirk Nishen auf Anfrage. Für Juni sei ein Festakt geplant. Der erste Bauabschnitt mit etwa 100 Luxuswohnungen und Lofts werde innerhalb eines Jahres und das 300 Millionen Mark teure Gesamtprojekt "in zwei bis drei Jahren" fertig. Dazu gehören auch ein Fünf-Sterne-Hotel, ein Wellness-Zentrum und ein Lokal. Das Bezirksamt bestätigte den Erhalt einer "Baubeginnanzeige".

Unklar bleibt, ob die Finanzierung des umstrittenen Vorhabens gesichert ist. So fehlt immer noch ein Vertrag mit einem Hotelbetreiber. Laut Nishen stehen die Verhandlungen mit einem Interessenten "sehr nahe am Abschluss". Mehr könne er aber noch nicht sagen. Der Grünen-Abgeordnete Hartwig Berger spricht von einem "potemkinschen Dorf" und nennt die Bauankündigung eine "Flucht nach vorn". Es gebe "keinen Anlass, anzunehmen, dass die Investoren das Geld zusammen haben". Der Senat müsse endlich vom Kaufvertrag zurücktreten. Die "Aktionsgemeinschaft Teufelsberg", der auch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und Anwohner der Heerstraße und Teufelsseechaussee angehören, schlägt eine Stiftung vor: Aus Einzahlungen vieler Berliner könne die Begrünung des Areals finanziert werden. Für Osterdienstag kündigte Berger eine Protestaktion vor dem Tor der Ex-Militäranlage an.

Dass die Investoren über genug Mittel verfügen, wird nach Tagesspiegel-Informationen zunehmend auch in Senatskreisen bezweifelt. Es gebe Überlegungen, die Altbauten abzureißen und das Gelände aufzuforsten, hieß es aus senatsnaher Quelle. Noch sehe sich die Landesregierung aber an das Geschäft gebunden.

Der 115 Meter hohe Teufelsberg entstand von 1955 bis 1961 aus den Trümmern von rund 80 000 im Krieg zerstörten Häusern. In der Abhörstation belauschten Amerikaner und Briten bis 1992 Ostblock-Armeen. 1996 verkaufte die Berliner Landesentwicklungsgesellschaft (BLEG) das 4,8-Hektar-Gelände an die Investoren um Gruhl. Die Summe von 5,2 Millionen Mark nennt der Abgeordnete Berger einen "Spottpreis".

Vor allem geht es den Gegnern der Bebauung um die Natur, denn der Berg liegt mitten im Landschaftsschutzgebiet Grunewald. Der Senat hält dagegen, mangels Bäumen sei die Bergspitze kein Teil des Waldes. Anfang 1999 erzielte die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald einen Teilerfolg vor dem Verwaltungsgericht. Die Ausnahmegenhmigung vom Landschaftsschutz wurde wegen mangelnder Beteiligung der Umweltverbände aufgehoben. Umweltsenator Peter Strieder (SPD) umging das Problem, indem er den Landschaftsschutz für den Berg komplett aufheben ließ. Eine zweite Klage der Waldschützer ist noch anhängig.

Bisher wurden auf dem Berg nur ein paar Nebengebäude abgerissen. Die Kuppeltürme und das Kantinenhaus wollen die Investoren erhalten und umbauen. PR-Unternehmer Nishen erwarb auch selbst ein Sechstel des Areals, um dort eine Außenstelle seiner Firma anzusiedeln. Der Senat und die BLEG genehmigten diesen Weiterverkauf allerdings noch nicht. Erst müssten alle vertraglichen Pflichten ordnungsgemäß auf Nishen übergehen, heißt es.

Eine der früheren Bauankündigungen hatte bereits im Oktober 1999 zu einer Protestaktion vor dem Eingangstor geführt. Doch dabei blieben die Demonstranten unter sich.

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