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Berlin: Teure Krematorien

Senat: Unterhalt soll durch Fusion billiger werden

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Krematorien Ruhleben und Baumschulenweg sollen in diesem Jahr zu einem Landesbetrieb fusionieren. Denn in Berlin sterben immer weniger Menschen und viele Tote werden außerhalb der Stadt eingeäschert. Das liegt wohl an den hohen Gebühren, die 45 bis 138 Euro über den Sätzen liegen, die auswärtige Krematorien nehmen. Trotzdem können die Berliner Einrichtungen ihre Kosten nicht decken und brauchen 2005 einen öffentlichen Zuschuss von 700 000 Euro, um über die Runden zu kommen.

Seit elf Jahren wird versucht, die insgesamt defizitären Betriebe, die bezirklich verwaltet werden, unter ein Dach zu bekommen. Auf dringende Empfehlung des Landesrechnungshofs wurde das Krematorium Wedding Ende 2002 geschlossen. Jetzt drängen die Regierungsfraktionen SPD und PDS den Senat, die beiden übrig gebliebenen Einrichtungen in den nächsten Monaten in einem Landesbetrieb zusammenzufassen. So ließen sich die Kosten für das Personal und der Betrieb senken. Das sicherte die Stadtentwicklungsverwaltung zu, wenn auch ohne große Begeisterung.

Aber die Tatsachen sprechen für sich. In Berlin wurden 2003 etwa 25 000 Urnen beigesetzt. Jeder dritte Tote wurde außerhalb der Stadt, unter anderem in Sachsen und Mecklenburg eingeäschert – 1997 war es nur jeder zehnte. Wegen der preisbewussten Konkurrenz und der in Berlin vorgeschriebenen zweiten Leichenschau – die zusätzlich Geld kostet – sind die beiden Krematorien nicht einmal zu 70 Prozent ausgelastet. Und nördlich der Stadtgrenze, in Hennigsdorf, baut ein privates Unternehmen zurzeit ein neues Krematorium. Die Investoren, die in Deutschland bereits sechs Krematorien betreiben, erwarten „einen geschäftlichen Erfolg“.

Zwar werden in Ruhleben die Kosten noch von den Einnahmen gedeckt. Aber das architektonisch ansprechende Krematorium in Treptow ist dazu nicht in der Lage. Nach einem Entwurf von Axel Schultes, der später den Zuschlag für das Kanzleramt bekam, wurde 1999 ein repräsentativer, 31 Millionen Euro teurer Neubau eröffnet. Weil das Krematorium fremdfinanziert wurde, müssen noch bis 2029 jährlich 2,1 Millionen Euro für Zins und Tilgung gezahlt werden. Diese finanzielle Sonderlast schreckt private Interessenten ab. An einen Verkauf ist vorerst nicht zu denken.

Nach einer Modellrechnung der Stadtentwicklungsbehörde und der Bezirke soll die Zahl der Stellen im neuen Landesbetrieb von 41 auf 33 sinken. Auch 2005 wird nur mit 16 500 Einäscherungen in Berlin gerechnet. Deshalb sei „eine gezielte Kundenwerbung Voraussetzung für eine höhere Wirtschaftlichkeit“, steht in der verwaltungsinternen Vorlage.

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