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Berlin: The Curtain Club

Es ist jetzt zwei Jahre her, dass drinking man und compañera den Curtain Club zuletzt inspiziert haben. Damals hatte sich die Hoffnung, die üppig im altenglischen Clubstil dekorierte Bar im Hotel Ritz-Carlton habe das Chaos der Startphase hinter sich gelassen, nur zum Teil erfüllt.

Von Frank Jansen

Es ist jetzt zwei Jahre her, dass drinking man und compañera den Curtain Club zuletzt inspiziert haben. Damals hatte sich die Hoffnung, die üppig im altenglischen Clubstil dekorierte Bar im Hotel Ritz-Carlton habe das Chaos der Startphase hinter sich gelassen, nur zum Teil erfüllt. Die genossenen Drinks schmeckten nicht so, wie es sein sollte, außerdem bot die Cocktailkarte trotz ihres Gewichts nur eine rudimentäre Auswahl. Da das drinking couple aber angesichts des grandiosen Interieurs den Curtain Club nicht aufgeben wollte, kam es jetzt nach einer angemessenen Pause noch mal wieder. Und, soviel lässt sich zu Beginn gleich sagen, das Interieur begeistert noch immer.

Ein schwerer, edel polierter Holztresen, tiefe Sessel, samtweicher, gemusterter Teppichboden, mit dunklem Holz getäfelte Wände und natürlich die langen, wuchtigen Vorhänge – ein in seiner Opulenz schöneres Ambiente gibt es in Berlin nicht. Und dann sang noch eine aparte Latina zahlreiche Evergreens wie „New York, New York“ und „Besame Mucho“, dezent begleitet von einer Jungherrenband. Wenn jetzt noch die Cocktails mithalten könnten, wäre diese Bar kaum zu überbieten. Wenn ...

Ein sehr freundlicher Kellner in schwarzem Dress brachte zwei dicke Fotoalben, die sich als Getränkekarten entpuppten. Die eine listet nur Spirituosen auf, die andere auch viele Cocktails sowie reichlich Obstbrände. In puncto Information scheint also der Standard der besseren Trinkstätten der Stadt erreicht zu sein. Auch wenn in der Spirituosenkarte ein Fehler auffiel, den sich keine Bar leisten sollte, will sie ernst genommen werden: Statt „American Whiskey“ stand dort „American Whisky“. Als habe der Scotch die USA überflutet. Shocking.

Drinking man und compañera bestellten einen Planter’s Punch und einen Vodka Tai. Beim Besuch vor zwei Jahren musste die compañera einem Kellner erklären, was den Vodka Tai vom Mai Tai unterscheidet. Das war diesmal nicht nötig. Der Vodka Tai, der dann kam, hätte allerdings doch ein wenig theoretische Anleitung gebrauchen können. Er war ungewöhnlich schaumig und blieb geschmacklich hinter dem zurück, was beispielsweise in der Victoria Bar in der Potsdamer Straße üblich ist. Das galt auch für den Planter’s, der zwar wie der Vodka Tai in beachtlicher Größe präsentiert wurde, aber außer einer machtvollen Alkoholpotenz keine herausragenden Eigenheiten aufwies. Die exotischen Knabbereien waren aber wie früher klasse. Doch bei der compañera erlahmte die Trinklust, der drinking man hielt nicht energisch dagegen. Der Abend war beendet.

Auch wenn es vermessen erscheint, sei dem Management des Ritz-Carlton eine kleine Anregung übermittelt. Wie wäre es, man würde dem Curtain Club die Beratung durch einen Fachmann oder eine Fachfrau der Berliner Barszene angedeihen lassen? Oder zumindest die Keeper zum Bildungsurlaub in die Victoria Bar, ins Windhorst oder in die Bellini Lounge schicken, damit sie dort eine Art Kompetenztransfer herbeitrinken? Der drinking man würde sich jedenfalls freuen, eines Tages den Curtain Club nicht nur wegen seines tollen Mobiliars empfehlen zu können.

The Curtain Club, Hotel Ritz-Carlton, Potsdamer Platz 3, Mitte, Tel.: 33 77 76 450, geöffnet täglich von 8 bis 2 Uhr, am Wochenende bis 2 Uhr 30

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