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Berlin: Theater des Westens stellt Ergebnisse vor: Gesucht wird Unterhaltung mit Köpfchen

Die Fans von "Starlight Express" und dem "Glöckner von Notre-Dame" dürfen triumphieren: Das Musical-Publikum ist besser als sein Ruf und schlägt in seiner Bereitschaft zu intellektueller Auseinandersetzung sogar die Anhängerschaft der Berliner Opernhäuser. Das ist zumindest das Ergebnis einer Umfrage über den "Unterhaltungsmarkt Berlin", die das Gelsenkirchner Institut für Moderation und Management im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit dem Theater des Westens durchgeführt hat.

Die Fans von "Starlight Express" und dem "Glöckner von Notre-Dame" dürfen triumphieren: Das Musical-Publikum ist besser als sein Ruf und schlägt in seiner Bereitschaft zu intellektueller Auseinandersetzung sogar die Anhängerschaft der Berliner Opernhäuser. Das ist zumindest das Ergebnis einer Umfrage über den "Unterhaltungsmarkt Berlin", die das Gelsenkirchner Institut für Moderation und Management im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit dem Theater des Westens durchgeführt hat. Zwar liegt das Musical-Publikum erwartungsgemäß vorn, wenn es um das Bedürfnis nach purer Unterhaltung geht (37 Prozent der Befragten), doch etliche der "Glöckner"-Fans wollen auch den Theaterbesuch mit Köpfchen: Während nur 21 Prozent von Berlins Opernbesuchern ihre Bereitschaft bekundeten, sich überhaupt mit dem Stück auseinanderzusetzen, behauptet das Musical mit 23 Prozent hinter dem Schauspiel (34 Prozent) den zweiten Platz.

Eine Zahl, die Wasser auf den Mühlen von TdW-Intendant Elmar Ottenthal ist, der sich seit dem Rücktritt von Helmut Baumann bemüht, Berlins traditionsreiches Unterhaltungstheater aus der Krise zu führen. Gestützt auf die Umfrage-Ergebnisse präzisierte Ottenthal zugleich den zukünftigen Kurs seines Hauses: Populäre Stoffe in neuem Sound-Arrangement heißt das Rezept, mit dem das TdW in Zukunft wieder auf der Erfolgsschiene fahren soll. Das Publikum, so Ottenthal, sei vor allem an "neuen Klangwelten" interessiert, und dann sogar offen für eine Neubelebung der Operette, die in ihrer traditionellen Form als rettungslos verstaubt gelte und bei der abgefragten Bereitschaft zur intellektuellen Auseinandersetzung mit acht Prozent weit abgeschlagen auf dem letzten Platz landete.

Wie diese Neubelebung aussehen soll, wird ab 12. Mai 2001 der "Schwejk", eine "Volksoperette" des Münchner Liedermachers Konstantin Wecker, zeigen: Für diese Produktion, die das ab September diesen Jahres laufende Crossover-Musical "Falco meets Amadeus" ablösen soll, plant Ottenthal unter anderem, das Parkett des TdW vollständig zu überbauen und die Zuschauer auf einer Ebene mit der Bühne an Tischen sitzen zu lassen. Mit diesen Inszenierungen, denen im September 2001 ein "Dornenvögel"-Musical und im Februar 2002 ein Stück über die "Excalibur"-Legende folgen sollen, wird sich entscheiden, ob dem TdW die von Ottenthal angestrebte künstlerische Eigenprofilierung in der Berliner Theaterlandschaft gelingt.

Daran, dass seine Aufgabe nicht leicht sein wird, ließ der Intendant keinen Zweifel: Angesichts des in den letzten Jahren von 25 auf 20 Millionen heruntergefahrenen Subventionsniveaus sei eine grundsätzliche Umstrukturierung unumgänglich: Um genug Geld für die Finanzierung des Theaterbetriebs einzuspielen, seien eine grundsätzliche Erhöhung des Preisniveaus und eine Ausweitung des gastronomischen Umfeldes allein nicht ausreichend. Notwendig sei vielmehr die grundsätzliche Umstrukturierung des Theaterapparates, die vor allem die Ausgliederung von Betriebsteilen aus der Theater-GmbH betreffe.

Jörg Königsdorf

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