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Berlin: Theater im Theater

Wie kühl ein Theaterfoyer am frühen Vormitag sein kann. Edith Hancke fröstelt ein wenig, als sie am Dienstag die Komödie am Kurfürstendamm betritt.

Wie kühl ein Theaterfoyer am frühen Vormitag sein kann. Edith Hancke fröstelt ein wenig, als sie am Dienstag die Komödie am Kurfürstendamm betritt. „Oh Gott, ist jemand erkältet?“, fragt sie gleich mit ihrer piepsberühmten Stimme, als jemand irgendwo niest, zieht sich den weißen Kragen des Kostüms hoch: Bloß nicht selbst erkälten, nicht jetzt vor der Premiere. Mit ihrem Mann Klaus Sonnenschein ist sie gekommen, im Gefolge erscheint dann auch schon Curth Flatow, und als letzter betritt Friedrich Schoenfelder den Raum, der eigentlich schon zur Bühne geworden ist. Ein rührendes Bild geben sie ab, wie sie da an kleinen Tischen mit Namensschildern Platz nehmen. Als ob sie keiner kennen würde, die alte Garde des (West)Berliner Volkstheaters. Mit jungen Theaterkollegen kündigen sie für den 31. Oktober die Premiere des Volksstücks „Mutter Gräbert macht Theater“ an, das Flatow der Hancke, wie es immer so schön heißt, auf den Leib geschrieben hat. Vor 15 Jahren wurde das Stück über die Witwe des einstigen Theaterdirektors Louis Gräbert in der Tribüne uraufgeführt, die Musik stammt von Heinrich Riethmüller. Stück und Musik (von Jörg Daniel Heinzmann bearbeitet) wurden „aufgepeppt“, ein kleines Orchester tritt auf und die Mimen müssen auch singen. „In Kritiken wurde damals gerade die Musik gelobt“, erinnert sich Regisseur Sonnenschein, der in dem Stück um die Sorgen eines Berliner Vorstadttheaters von 1854 den Kellner Oskar Pausewein spielt. Es gibt also Theater im Theater, die ersten Sitzreihen werden ausgebaut, um Platz für die drei Musiker zu schaffen, und Kellner Pausewein wird auch dem realen Publikum servieren. „Ein Stück voller Lachen und Wehmut“ verspricht Edith Hancke, und inzwischen ist das Foyer wohlig warm. Aber da ist schon Ende der Vorstellung.C. v. L.

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