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Iljinskij

© dpa

Theaterlegende: Früherer Friedrichstadtpalast-Chef gestorben

Der ehemalige Intendant des Friedrichstadtpalastes, Alexander Iljinskij, ist überraschend im Alter von 61 Jahren in seinem Haus in Potsdam-Babelsberg gestorben. Der Theatermann hatte die Bühne einst vor der Abwicklung gerettet.

„Dass der Friedrichstadtpalast nicht das Schicksal des Schillertheaters teilen musste, verdanken wir ihm.“ Mit diesen Worten würdigte der Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz gestern den langjährigen Intendanten des Hauses, Alexander Iljinskij, der überraschend im Alter von 61 Jahren verstorben ist. Als Iljinskij Europas größte Revue-Bühne 1993 übernahm, befand sich das Haus in einem desolaten Zustand: Ein rasch nach der Wende installierter Wessi hatte die Auslastung auf durchschnittlich 38 Prozent abstürzen lassen. Dem Friedrichstadtpalast drohte die Abwicklung. Alexander Iljinskij, der hier 1989, ganz kurz vor dem Mauerfall, als Dramaturg angeheuert hatte, gehörte zu den Mitarbeitern, die sich dem neuen Führungsstil nicht fügen wollten. Er kündigte – und kam ein Jahr später im Triumph wieder, vorgefahren im Dienstwagen von Kultursenator Ulrich RohloffMomin, der ihn der begeisterten Belegschaft als Retter des Hauses präsentierte.

Iljinskij kehrte zur alten künstlerischen Linie zurück, setzte in seinen Shows nicht nur auf Glamour, sondern verknüpfte Frivoles mit Bildungsbürgerlichem, gab den Revuen, was sie nach der Gattungsdefinition eigentlich gar nicht haben durften: Handlung. Das hing mit dem schillernden kulturellen Hintergrund des Intendanten zusammen. Der 1948 im Vogtland als Sohn einer deutschen Bildhauerin und eines sowjetischen Offiziers geborene Iljinskij studierte zunächst Philosophie und Psychologie in Leipzig, später dann Theaterwissenschaft. Ab 1974 unterrichtete er an der Schauspielschule „Ernst Busch“, wurde 1979 Dramaturg in Weimar, kehrte zwei Jahre später nach Berlin zurück, organisierte Rock- und Popveranstaltungen, bevor ihn das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt als Dramaturg verpflichtete.

Iljinskijs wilde Mischung kam an beim Friedrichstadtpalast-Publikum, die Besucherzahlen lasen sich zur Jahrtausendwende fast wie Volkskammer-Wahlergebnisse. Das Haus entwickelte sich zu einer Art Wärmestube für Ostalgiker, 2003 erhielt Iljinskij die „Goldene Henne“, den Preis für Verdienste um die Neuen Bundesländer, den er selber 1995 gemeinsam mit der Super-Illu und dem MDR erfunden hatte. Ein Jahr später gab er die Intendanz ab, schweren Herzens: „Ich werde heulen wie ein Schlosshund, denn ein Theater loszulassen ist ebenso schwer wie es zu führen.“

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