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THEKEN Tanz: Barça-Keller

Nach fast 16 Jahren Thekentanz ist es so weit: Es geht nicht um elegant drinking oder um Trinkgenuss überhaupt. Das Objekt der Begierde ist jetzt rund und wird ständig getreten.

Von Frank Jansen

Nach fast 16 Jahren Thekentanz ist es so weit: Es geht nicht um elegant drinking oder um Trinkgenuss überhaupt. Das Objekt der Begierde ist jetzt rund und wird ständig getreten. Von Leuten, die Halbgötter sind oder Schurken, Missgeburten, Hurensöhne. So könnte man, kurz gefasst, die mentale Schlachtordnung in den Köpfen jener Menschen beschreiben, die es häufig in einen verschachtelten Vierräume-Keller in Mitte zieht. Wo man schnell schwitzt, wo gedrängelt wird und niemand Cocktails trinkt.

Wer jetzt denkt, der drinking man sei auf Abwege geraten und stecke mental in einem befremdlichen Getümmel, hat wahrscheinlich recht. Jedenfalls aus Berliner Sicht. Denn es geht um epische Fußballschlachten eines Vereins aus 2000 Kilometern Entfernung. Wenn der FC Barcelona spielt, für seine Fans einfach „Barça“, dann strömen die katalanische Diaspora und deutsche Sympathisanten in den Bunker unter dem „baxpax downtown hostel hotel“ in Mitte. Bunker? Der Berliner Barça-Fanclub, der die (Ob-)Sessionen veranstaltet, spricht vom „Local Social de la Penya Barcelonista Berlin Culé“. Jedenfalls steht hier niemand auf Hertha oder Union.

Am Montag gab es mal wieder Ekstase satt. Barça gegen Real, der ewige Clásico, das stolze Katalonien gegen das postfrankistische Spanien, das Gute gegen das Böse. Wahrscheinlich alle Katalanen Berlins, darunter viele Studenten in den blauroten Barça-Trikots, brüllten, klatschten, lachten und feierten mit deutschen Amigos das grandiose 5:0 ihres Klubs. Jedes Foul eines Real-Spielers wurde mit „Puta!“-Rufen quittiert. Puta heißt „Hure“, auf Spanisch wie auf Katalanisch, das schließt Missverständnisse aus. Bei besonderer Erregung schlug auch mal ein Fan mit der flachen Hand gegen die weiße Wand, auf der das von einem Beamer geschickte Bild flimmerte.

Zum Interieur kann man sagen: Es ist bunt, im Sinne von scheckig. Im Hauptraum stehen Bierbänke vor Camping-Klappstühlen und schweren, tiefroten Barocksesseln. An einer Wand hängt eine Barça-Fahne, manchmal ist auch ein Wimpel der katalanischen Separatisten zu sehen. Der Tresen fällt nicht weiter auf, auch die Getränke sind schlicht: Bier, Jägermeister, Wodka, Limo. Wer es unbedingt braucht, kann auch einen Longdrink ordern. Macht kein Mensch, der Barça-Fan trinkt „Estrella Damm“, weil dieses Bier aus Barcelona stammt und die Brauerei den Fußballklub sponsert. Mehr Gründe, Estrella Damm zu ordern, fallen dem drinking man auch nicht ein. Allerdings trinken hier selbst die Katalanen „ihr“ Bier in Maßen. Immer. „Die sind wie die Stuttgarter“, schimpft der Baxpax-Chef, „die trinken auch nichts“. Doch das Organ der Katalanen ist unübertrefflich. Der drinking man verlässt den Keller regelmäßig neunzehnteltaub. Aber wonnig. Frank Jansen

Barça-Keller im Baxpax-Hostel-Hotel, Ziegelstraße 28, Mitte, Tel.: 278 748 80

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