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THEKEN Tanz: Victoria Bar

Immer wieder wurde die Victoria Bar publizistisch in den Himmel gehoben – so sehr, dass irgendwann Absturz und heftiger Aufprall zu befürchten waren. Mit der Sorge, nun werde doch irgendetwas nicht stimmen, sei es die Komposition der Cocktails, die Bedienung, das Publikum oder sonst was, entschloss sich der drinking man nun wieder zu einem Go-In.

Von Frank Jansen

Immer wieder wurde die Victoria Bar publizistisch in den Himmel gehoben – so sehr, dass irgendwann Absturz und heftiger Aufprall zu befürchten waren. Mit der Sorge, nun werde doch irgendetwas nicht stimmen, sei es die Komposition der Cocktails, die Bedienung, das Publikum oder sonst was, entschloss sich der drinking man nun wieder zu einem Go-In. Weitere Mitglieder der mobilen Jury waren die bekannt ultrastrenge compañera, die ebenfalls sehr kritische amiga helvetica-americana und ihr unbestechlicher compañero. Konnte das gutgehen für die Victoria Bar?

Und dann war auch noch Chefkeeper Stefan Weber nicht da, einer der großen Inspiratoren der Berliner Barszene. Weber und seiner Crew ist es gelungen, in der wenig charmanten Potsdamer Straße, erst recht nach dem Wegzug des Tagesspiegels, die Victoria Bar am Leben zu halten. Allein das ist schon bemerkenswert, aber man fragt sich natürlich, ob der wachsende Schmuddelfaktor der näheren Umgebung nicht doch irgendwann abfärbt. War aber schon äußerlich nicht zu erkennen. Und innen – auch nicht.

Der lange Tresen, das dunkle Holz, die leicht manieristische Dekoration der Wände, das Schiffchen auf dem Kopf von Keeper Hermann – es war so, wie es sein sollte. Das sanfte Nikotinaroma erinnerte daran, dass hier früher viele Gäste starke Zigarren rauchten. Die mobile Jury sah allerdings jetzt niemanden, der qualmte. Aber getrunken wurde üppig. Und gut.

Womit dann doch das traditionelle Lob wieder aus dem drinking man hervorbricht, ohne Widerspruch der Mittester. Der Gin Tai ist weiterhin der beste in Berlin, den Mai Tai – aromatisch und stark, aber nicht protzig – können nur wenige Bars ähnlich gut. Das gilt auch für den Old Fashioned, für die amiga helvetica-americana so gut wie in Zürich und New York. Und dann wallte der Funkadelic (Tequila Cuervo, Cachaça Berro, Peach Liqueur, Eiweiß, Grenadine, frischer Zitronensaft, frischer Orangensaft) heran, ein wuchtiger Cocktail, der vermutlich Leben retten kann oder zumindest Lust und Liebe und Leidenschaft.

Der Gimlet hingegen, kleiner als früher, war sehr alkoholös, vielleicht sogar ein wenig übertrieben. Bestnoten gab es dann wieder für den erfrischenden Waikiki Sling (low alcohol, mit Gin) und den kongenialen Virgin Mojito.

So sollte das bitte alles bleiben. Die Victoria Bar ragt als Leuchtturm des elegant drinking über eine Straße hinaus, die unterbelichtet erscheint. Ein Kontrast, der Berlin beschreibt. Frank Jansen

Victoria Bar, Potsdamer Straße 102 in Tiergarten, Tel.: 25 75 99 77, geöffnet sonntags bis donnerstags 18.30 Uhr bis 3 Uhr, freitags und sonnabends bis 4 Uhr

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