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Familie in Berlin GEMEINSAM STARK: FAMILIE SINANI KAM AUS DEM KOSOVO Wenn Granit von seinem Leben erzählt, reiht er hastig Stationen einer Flucht aneinander: Familie Sinani, aus der Heimatstadt Podujewo im Kosovo vor dem Krieg geflohen. Mutter Fatmire, zwei Söhne, zwei Töchter, der Vater starb im September 1998 im Krieg.

Familie in Berlin

GEMEINSAM STARK: FAMILIE SINANI KAM AUS DEM KOSOVO

Wenn Granit von seinem Leben erzählt, reiht er hastig Stationen einer Flucht aneinander: Familie Sinani, aus der Heimatstadt Podujewo im Kosovo vor dem Krieg geflohen. Mutter Fatmire, zwei Söhne, zwei Töchter, der Vater starb im September 1998 im Krieg. Erster Aufenthalt: sieben Monate in einer Wohnung in der Hauptstadt Pristina. Im April ’99 dann Mazedonien, dort zusammen mit der Großmutter in einem Flüchtlingslager: 14 Leute teilen sich ein Zelt. Weiter in ein anderes Lager im Zentrum Mazedoniens, drei Monate, eigenes Zelt. Im Juli ’99 nach Berlin, weil der Bruder der Mutter hier lebte. Endstation. Granit und seine Geschwister waren Kinder auf der Flucht. „Ich will mich nicht erinnern, ich will einfach nur nach vorne schauen“, sagt er. Die erste Zeit in Berlin: für ein Jahr eine Wohnung in Mariendorf, drei Jahre in einem Wohnheim in Biesdorf. „Aber in einer eigenen Dreizimmer-Wohnung“, sagt Granit. „Mit Bad und Küche. Wir Kinder gingen in Marzahn zur Schule.“ Seit sechs Jahren leben Fatmire (47), Granit (24), Bruder Mehmet (18), die Schwestern Diamanta (22) und Shkendie (20) in der Nähe des Tierparks auf 96 Quadratmetern. Die Wohnung kam vom Sozialamt. Granit kannte die Gegend vom Vorbeifahren, hatte immer gehofft, er müsse ausgerechnet dort nicht leben. Die fünf haben sich eingewöhnt. Wenn man sie fragt, was sie sich wünschen, sagen sie: „Dass wir gesund bleiben und Arbeit haben.“

Früher, als alles gut war, arbeitete der Vater als Lehrer, die Mutter war Laborantin. Seit zwei Jahren darf Fatmire in Berlin Geld verdienen, ist Reinigungskraft in der Charité. Arbeitsbeginn: fünf Uhr morgens. Granit hat in einem Kreuzberger Gourmet-Restaurant als Tellerwäscher angefangen und macht dort nun seine Ausbildung als Koch. Bruder Mehmet lernt Kellner, Shkendie hat einen Wirtschaftskursus belegt, sie will Veranstaltungskauffrau werden, Diamanta jobbt derzeit in einem Eiscafé. Granit, ältester Sohn, musste den Vater ersetzen. Das hat ihn belastet, aber es war auch sein Glück, sagt er. „Im Wohnheim gab’s viele Nationalitäten und noch mehr Anreize, illegal Geld zu machen. Ich musste mich um meine Familie kümmern, ich hatte keine Zeit rumzuhängen, Gott sei Dank.“

In seiner Freizeit kocht er am liebsten für die Familie, manchmal geht er in die Disko, eine Freundin hat er nicht. Sein Lebensplan ist: „In Frieden leben, einen guten Job haben und später eine eigene Familie.“ Mama Fatmire sagt: „Die Trauer ist immer da. Aber wir kämpfen um ein besseres Leben.“ Susanne Leimstoll

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