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Berlin: Thierse: Polizeilicher Übereifer vor Mahnmal-Eröffnung

Nach zweijähriger Bauzeit ist es am heutigen Dienstag um 14 Uhr so weit: Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas wird offiziell eröffnet. Die Anwohner dürfen die eineinhalbstündige Feier von den Fenstern und Balkonen aus verfolgen.

Nach zweijähriger Bauzeit ist es am heutigen Dienstag um 14 Uhr so weit: Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas wird offiziell eröffnet. Die Anwohner dürfen die eineinhalbstündige Feier von den Fenstern und Balkonen aus verfolgen. Die Anweisung der Polizei vom Wochenende, wonach es nicht gestattet sei, während der Eröffnungszeremonie auf den Balkon zu treten oder auch nur das Fenster zu öffnen, wurde zurückgenommen. „Das war wohl polizeilicher Übereifer“, sagte gestern Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, der Vorsitzende des Kuratoriums der Denkmalstiftung.

Wer am Denkmal wohnt, muss aber während der Feier damit rechnen, dass die Polizei, „wenn Gefahr droht, auch Wohnungen gegen den Willen der Mieter betritt“, sagte ein Polizeisprecher. Auf einem neuen Zettel in den anliegenden Häusern heißt es: „Wir bitten um Ihr Verständnis, dass die Polizei für die Dauer der Veranstaltung Personen an den Fenstern oder auf den Balkonen der Wohnungen sehr aufmerksam beobachten muss.“ Konkrete Hinweise auf geplante Anschläge gibt es laut Denkmalstiftung nicht. Die Sicherheitsvorkehrungen seien im Rahmen des Üblichen bei einem Festakt mit ausländischen Gästen. Die Behren und die Ebertstraße sowie die Straße in den Ministergärten sind heute für den Verkehr gesperrt.

Die Eröffnungsfeier, zu der 1200 geladene Gäste aus der ganzen Welt erwartet werden, findet in einem Festzelt in der südöstlichen Ecke des Areals statt. Zu den Gästen gehören Bundespräsident Köhler, Bundeskanzler Schröder und das ganze Kabinett, Vertreter jüdischer Gemeinden aus ganz Europa, des jüdischen Weltkongresses und des Zentralrats der Juden in Deutschland. Auch Angehörige von Familien, deren Schicksal im Ort der Information beschrieben wird, werden bei der Feier dabei sein.

Geplant sind Ansprachen unter anderem von Wolfgang Thierse, Paul Spiegel, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden, von Architekt Peter Eisenman und Lea Rosh, der Vorsitzenden des Förderkreises, die 17 Jahre für das Denkmal gekämpft hat. Nach dem Festakt werden die Politiker und Peter Eisenman im Stelenfeld für ein Foto posieren. Für die Öffentlichkeit sind das Stelenfeld und der Ort der Information ab Donnerstag zugänglich. Ab sechs Uhr früh werden die Zäune abgebaut. „Ich werde den Entstehungsprozess des Denkmals vermissen“, sagte Peter Eisenman gestern und dankte seinen deutschen Partnern. Wolfgang Thierse freute sich – auch weil das Denkmal im Zeit- und Kostenrahmen von 26 Millionen Euro geblieben ist. clk

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