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Berlin: Thierses Gelöbnis-Brief bringt CDU in Wut

Die Warnung vor der Bundeswehr "in der Tradition der Kampfgruppenaufmärsche" ist schlecht angekommenVON WERNER VAN BEBBER BERLIN.Die Warnung des SPD-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Thierse vor einem Bundeswehr-Gelöbnis am 13.

Die Warnung vor der Bundeswehr "in der Tradition der Kampfgruppenaufmärsche" ist schlecht angekommenVON WERNER VAN BEBBER BERLIN.Die Warnung des SPD-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Thierse vor einem Bundeswehr-Gelöbnis am 13.August hat den Streit zwischen SPD und CDU über diese Veranstaltung noch verschärft.Berliner CDU-Politiker warfen Thierse vor, er setze die Bundeswehr und die DDR-Kampfgruppen gleich.Der CDU-Bundestagskandidat Günter Nooke hielt dem SPD-Mann entgegen, er verwische den Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie.Doch sind nicht alle CDU-Politiker mit dem Datum einverstanden.Peter Luther, stellvertretender Landesvorsitzender und ehemaliger Senator, hält es mit Thierse für besser, wenn Bundesverteidigungsminister Volker Rühe ein anderes Datum für das Gelöbnis in Berlin fände. Luther und der Bundeswehrexperte der Jungen Union, Christian Gräff, halten den 13.August für ungeeignet.Der Ex-Senator lehnt das Datum wegen der zu erwartenden Randale ab: Die Rekruten, die vereidigt werden sollen, würden die Leidtragenden eines Streits der Politiker, sagt Luther.Gräff, Kreisvorstand der Jungen Union in Hellersdorf, findet das "unpassend" - und wirft seiner Partei wie der SPD vor, über die falschen Themen zu streiten. Andere Ost-Berliner CDU-Politiker sehen in Thierses Vorschlag hingegen einen Ausdruck für ideologische Probleme der SPD mit der Bundeswehr.Der Lichtenberger Abgeordnete Günter Toepfer hält den 13.August für besonders geeignet, um ein Gelöbnis zu feiern: Das Datum erinnere daran, "was man einer freiheitlichen Grundordnung zu verdanken hat".Thierse mache nun mit seinem Brief an Rühe genau das, was er der CDU vorwerfe - er mache das Gelöbnis zu einem Wahlkampfthema.Und dies auf der Grundlage schiefer Behauptungen: Zweimal sei der 13.August zu DDR-Zeiten ein Aufmarschtag der Kampfgruppen gewesen, 1971 und 1986.Da sei es "schlampig", wenn Thierse die Bundeswehr in die Tradition der Kampfgruppen stelle.Der Treptower Abgeordnete und stellvertretende Landesvorsitzende Fritz Niedergesäß bezeichnete Thierses These als "dolles Ding", das er dem SPD-Mann nicht zugetraut hätte. Thierse hat unterdessen darauf hingewiesen, daß der Kampfgruppen-Vergleich "nur ein Unterpunkt" in seinem Brief an Rühe sei.Geschrieben hatte er, der 13.August sei ein Tag trauriger Erinnerungen für Berliner wie Ostdeutsche, was Rühe gewiß nachvollziehen könne."Aber daß an diesem Tag 28 Jahre lang in Ost-Berlin Aufmärsche der Kampfgruppen stattfanden, werden Sie vielleicht nicht wissen." Anschließend fragte Thierse, ob die Bundeswehr "in der Tradition der Kampfgruppenaufmärsche am 13.August ihrerseits ein militärisches Zeremoniell veranstalten" wolle.Den Vergleich hat der Ost-Berliner CDU-Kandidat Günter Nooke "aufs schärfste" zurückgewiesen.Er schrieb an Rühe, "daß es möglich ist und möglich sein muß, öffentliche Gelöbnisse der Bundeswehr an allen Tagen und Gedenktagen in der Bundeshauptstadt durchzuführen".Der letzte DDR-Regierungschef Lothar de Maizière hält Gelöbnisse an diesem Datum für "normal", den Streit aber für "Mumpitz".Er wünsche sich, daß die Berliner Koalition über wichtige Themen ebenso heftig streite "wie über diese Marginalie".

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