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Thusnelda-Allee: Stadtplatz statt Stummelstraße

Die Thusnelda-Allee in Moabit ist mit ihren 50 Metern und einem einzigen Gebäude eine der kleinsten Straßen Berlins. Jetzt haben Stadtplaner die Allee ins Visier genommen.

Das Wort „Allee“ verdanken wir den Franzosen. Es entstammt ihrem Verb „aller“, das heißt gehen, lässt also eine Straße oder einen Weg erwarten, der nicht nur von Bäumen beidseitig beschattet, sondern auch von einer gewissen Länge ist. Bäume hat die Moabiter Thusnelda-Allee in der Tat, ihre Ausdehnung aber ist kümmerlich: gerade mal 50 Meter, das macht sie zu einer der kürzesten Straßen Berlins, hierin unterboten nur durch die Mariendorfer Pohligstraße (19 Meter) und die Eiergasse im Nikolaiviertel (16 Meter). Immerhin, sie ist die kürzeste Allee Berlins, aber vielleicht nicht mehr lange: In der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gibt es Vorplanungen, die – wenn sie denn umgesetzt werden – wohl das Ende der traditionsreichen Bonsai-Allee bedeuten.

Die stadtplanerischen Gedankenspiele sind Teil des Großprojekts Turmstraße, auf der die Dominanz des Autos zugunsten der anderen Verkehrsteilnehmer zurückgedrängt werden soll. In der Thusnelda-Allee gehen die Überlegungen gar weg von der Straße, hin zum „multifunktionalen Stadtplatz“, auf dem vielleicht Busse, Fahrräder und Fußgänger zulässig wären, aber nicht mehr der motorisierte Individualverkehr. Bislang seien aber noch keine Entscheidungen gefallen, und einen möglichen Beginn der Umbauarbeiten gebe es noch nicht. Wie der Bezirk dazu steht, war gestern nicht zu erfahren.

Benannt ist die Thusnelda-Allee nach der Frau des jungen Cheruskerfürsten Arminius, dem Recken aus dem Teutoburger Wald, die sich ihrem Vater zum Trotz von dem Helden entführen und freien ließ – die Arminiusstraße ist ganz in der Nähe. Schon auf einem Plan von 1867 ist sie zu sehen, damals noch als Fußweg. Ein Jahrzehnt später folgte die Pflasterung: Kaiser Wilhelm sollte auf seinem Weg zum Kleinen Tiergarten nicht länger im Schlamm stecken bleiben. Nur ein Gebäude gibt es dort: die Heilandskirche, 1894 eingeweiht durch Kaiserin Auguste Viktoria. Ihr Mann Wilhelm II. hatte dafür 200 000 Mark und das Grundstück spendiert.

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