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Berlin: Tiefpreis für beste Lage

Grüne kritisieren Erlös für Gelände der Wannseeterrassen. Liegenschaftsfonds verweist auf teure Auflagen

Das Grundstück der Wannseeterrassen ist vom städtischen Liegenschaftsfonds zu billig verkauft worden – davon sind die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf überzeugt. Die Fraktionsvorsitzende Irmgard Franke-Dressler vermutet, dass das Land für das etwa 8500 Quadratmeter große Gelände des vor Jahren abgebrannten Ausflugslokals oberhalb des Strandbades Wannsee deutlich mehr als rund 400 000 Euro hätte erzielen können.

Der Liegenschaftsfonds ist anderer Ansicht. Ein neuer Grundstückseigentümer will das einst landeseigene Ausflugslokal wieder aufbauen, ein überarbeiteter Bauantrag ist gestellt und wird derzeit im Bezirksamt geprüft.

Holger Lippmann, Leiter des Liegenschaftsfonds, will sich zum Vertrag samt Kaufpreis nicht äußern. Da sei Vertraulichkeit vereinbart. Zu billig habe man das Grundstück aber nicht veräußert. Wegen strenger Auflagen für den Neubau der Wannseeterrassen sei die wirtschaftliche Nutzung des Geländes ohnehin eingeschränkt, Millionenwerte ließen sich nicht erzielen, sagt er. Es handele sich um ein Projekt im „Nicht-Baugebiet“ innerhalb einer Trinkwasserzone. Hier dürfe eben nur ein Ausflugslokal gebaut werden. Bei der Bewertung des Geländes seien auch die großen Erschließungsprobleme zu berücksichtigen.

Nach dem Vertrag, der dem Tagesspiegel vorliegt, hat der städtische Liegenschaftsfonds dem Geschäftsmann Harald Huth das Gelände für 401 000 Euro verkauft, was einem Quadratmeterpreis von rund 47 Euro entspricht. „Das ist extrem wenig“, meint der frühere Polizeipräsident Georg Schertz, der auf der nahen Insel Schwanenwerder wohnt, wo für das Bauland bis zu 750 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden. Auch wenn beim Preis für die Wannseeterrassen zu beachten sei, dass das Areal als Forstgebiet und nicht als normales Bau- und Wohngelände gelte, hätten benachbarte Segelclubs vor einigen Jahren mehr Geld für vergleichbares Gelände zahlen müssen.

Das Land habe bei den Clubs den Nachweis der Gemeinnützigkeit verlangt und dann 65 Euro pro Quadratmeter in Rechnung gestellt. Für die gewerblich genutzten Teile hätten die Segler ausdrücklich noch mehr zahlen müssen, sagt Schertz. Dem Vertrag zufolge muss der Käufer der Wannseeterrassen spätestens zwei Jahre nach der erteilten Baugenehmigung ein Gebäude „in der vormalig bestehenden Form, den bisherigen Maßen der baulichen Nutzung“ aufbauen.

Er ist ferner verpflichtet, das Grundstück „auf die Dauer von 10 Jahren als Ausflugsgaststätte mit Terrasse/Biergarten/Seeterrasse“ zu führen. Das Land Berlin wolle eine andere Nutzung nicht versagen, „wenn sie wirtschaftlich geboten oder sinnvoll“ und mit der Wirtschaftspolitik des Landes Berlin vereinbar sei, heißt es. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bezirk fürchtet, dass die Gastronomie möglicherweise wirklich nur für zehn Jahre betrieben wird, das Gelände letztlich privat genutzt wird. Der Investor hat, wie berichtet, diese Vermutung schon Ende letzten Jahres zurückgewiesen. Es gehe ihm darum, „das schönste Restaurant“ zu bauen. Damals hatte der Bezirk den Antrag für das Bauprojekt als „nicht genehmigungsreif“ bezeichnet. Baustadtrat Uwe Stäglin (SPD) vermisste „klar definierte Nutzungsebenen.“ Der neue Antrag aber hat nach Auskunft des Stadtrats die kritischen Hinweise des Bezirks berücksichtigt, die für den Pächter geplanten privaten Bereiche seien klar erkennbar, die zunächst außerhalb des Gebäudes geplanten Toiletten befänden sich nun im Haus. „Es wird hier ein Ausflugslokal und eine Wohnung für den Pächter geben,“ sagt Stäglin. Die Prüfungen in den Behörden dauerten an.

Die Wannseeterrassen waren Ende 2001 vollständig abgebrannt. Das ursprüngliche Gebäude stammte aus dem Jahr 1937, ein Feuer zerstörte es Anfang der fünfziger Jahre. Es wurde wiederhergestellt, mehrfach um- und ausgebaut. Unmittelbar nach dem letzten Brand stand kurz zur Diskussion, das Gelände aufzuforsten. Aber das Land entschloss sich, das Gelände zu verkaufen. Mit der Auflage, das Ausflugslokal möglichst originalgetreu wieder aufzubauen.

Christian van Lessen

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