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mahnmal

© Kleist-Heinrich

Tiergarten: Neues Gedenken

Bald startet der Bau des Sinti-und-Roma-Mahnmals. Das für die ermordeten Homosexuellen ist fertig und wird bald enthüllt. Somit erhält Berlin neben der Holocaust-Gedenkstätte zwei weitere Denkmäler für die Verfolgten des Nationalsozialismus.

Über viele Jahre war nur der Standort direkt neben dem Reichstagsgebäude klar. Jetzt ist nach langem Gezerre um die Inschrift am Mahnmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma auch dieser Streit beigelegt. Ein Gedicht des Italieners Santino Spinelli („Auschwitz“) wird an dem Denkmal, das einem Brunnen ähneln soll, zitiert: „Eingefallenes Gesicht/ erloschene Augen/ kalte Lippen/ Stille /ein zerrissenes Herz/ ohne Atem/ ohne Worte/ keine Tränen.“

Auf dem Bauschild, an der Stelle, wo das Denkmal errichtet werden soll, steht noch das Zitat von Roman Herzog. „Der Völkermord an den Sinti und Roma“, hatte der Alt-Bundespräsident am 16. März 1997 gesagt, „ist aus dem gleichen Motiv des Rassenwahns, mit dem gleichen Vorsatz und mit dem gleichen Willen zur planmäßigen und endgültigen Vernichtung durchgeführt worden, wie der an den Juden.“ Doch an diesem Zitat schieden sich die Geister der beiden Opferverbände, dem Zentralrat der Sinti und Roma und der Sinti Allianz. Während die einen die Bezeichnung „Sinti und Roma“ ablehnten und stattdessen „Zigeuner“ verwendet sehen wollten, lehnten die anderen genau diesen Begriff rundheraus ab. Im Ergebnis bleiben beide Bezeichnungen außen vor.

Der Beschluss des Bundestages, ein Mahnmal für die Sinti und Roma zu errichten, ist schon 15 Jahre alt. Ungefähr so lange schwelte auch der Streit um die Inschrift. Der gordische Knoten konnte erst durchschlagen werden, nachdem der Bundesrat sich im Dezember einstimmig für das Denkmal aussprach und in der Folge verstärkt an einem Kompromiss gearbeitet wurde. Der ist jetzt zwischen den Verbänden unter Einbeziehung des Instituts für Zeitgeschichte und dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln erarbeitet worden. Das Denkmal nach dem Entwurf des israelischen Künstlers Dani Karavan soll rund zwei Millionen Euro kosten. Baubeginn soll im Februar sein. Im nationalsozialistisch besetzten Europa wurden mindestens 500 000 Sinti und Roma umgebracht.

Bereits fertiggestellt ist das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Homosexuellen gegenüber dem Holocaust-Mahnmal an der Ebertstraße. Das Denkmal nach den Entwürfen des Künstler-Duos Dragset und Elmgreen hat rund 600 000 Euro gekostet und sieht aus wie eine der Stelen aus dem Eisenman-Mahnmal gegenüber. Die Besonderheit ist ein Monitor, auf dem eine Kussszene gleichgeschlechtlicher Paare zu sehen sein wird. Nach Protesten von Frauenrechtlerinnen und Lesbenverbänden wird nun im Wechsel ein Männer- und ein Frauenpaar gezeigt. Zunächst sollten sich nur Männer im Homo-Monument küssen dürfen, da sich die Verfolgung der Nazis vornehmlich auf Männer konzentrierte. Stigmatisiert wurden aber auch die Frauen. Rund 7000 Homosexuelle – fast ausschließlich Männer – sind in den Konzentrationslagern ums Leben gekommen.

Das seit November fertiggestellte Denkmal ist derzeit in einem Bretterverschlag eingehaust und soll im Frühjahr übergeben werden. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. An der Philharmonie ist kürzlich das „Denkmal der grauen Busse“ enthüllt worden, das an die Opfer der Euthanasie-Aktion der Nazis erinnern soll. Im Gegensatz zu den anderen Mahnmalen wird es aber nicht dauerhaft bleiben.

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