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Berlin: Tiergartentunnel: Im Zick-Zack-Kurs am Kanzler vorbei

Das neue Regierungsviertel wird auch in Zukunft nicht vom Durchgangsverkehr abgeschottet. Eigentlich soll der Nord-Süd-Verkehr in Zukunft das Regierungsviertel unterirdisch durchqueren.

Das neue Regierungsviertel wird auch in Zukunft nicht vom Durchgangsverkehr abgeschottet. Eigentlich soll der Nord-Süd-Verkehr in Zukunft das Regierungsviertel unterirdisch durchqueren. Für rund 730 Millionen Mark entsteht dafür der Tunnel der B 96 als Ersatz für die Entlastungsstraße, der zum großen Teil von Berlin finanziert wird. Doch wer will, kann auch weiter mit dem Auto direkt die Abgeordnetenbüros und das Bundeskanzleramt umkurven - allerdings nur im Zick-Zack-Kurs.

Die Straßen im Regierungsviertel haben zwar vorwiegend Erschließungsfunktion, sie bleiben aber weiter als öffentliche Straßen ausgewiesen, die von allen Autofahrern genutzt werden können. Nur der Abschnitt der Willy-Brandt-Straße direkt vor dem Kanzleramt wird auf Dauer für Autos gesperrt sein; Radfahrer und Fußgänger können aber auch hier passieren. Lediglich bei Staatsbesuchen müssen auch sie draußen bleiben.

Die Verkehrsplaner rechnen mit wenig Verkehr. Sie erwarten, dass nur ein geringer Teil der Autofahrer an der Oberfläche bleiben wird. "Die Durchfahrt ist zu unattraktiv", sagt Georg Müller von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Auf den Straßen, auch auf der breiteren Otto-von Bismarck-Allee im Norden und der Paul-Löbe-Allee im Süden des "Bandes des Bundes", wird es für den fließenden Verkehr jeweils nur eine Spur geben. Die zweite am Fahrbahnrand ist meist als Parkplatz für Busse vorgesehen, die Besucher ins Regierungsviertel bringen. Ampeln sind an den Kreuzungen zumindest vorläufig nicht geplant.

Es gibt aber auch Befürchtungen, dass vor allem Touristen, die mit dem Auto in die Stadt gekommen sind, es sich nicht nehmen lassen, mit dem Auto am Kanzlersitz vorbeizufahren - ähnlich wie viele jetzt einfach "zum Spaß" durch das Brandenburger Tor oder über den Kurfürstendamm fahren.

Mindestens bis 2004 müssen die Autofahrer ohnehin weiter oberirdisch das Regierungsviertel passieren. Vorher wird der Straßentunnel nicht befahrbar sein. Er ist zwar zum größten Teil im Rohbau fertig, aber am Lehrter Bahnhof fehlt noch ein Stück, das nur gleichzeitig mit dem Bahnhof gebaut werden kann. Und dort haben die Arbeiten erhebliche Verspätung. Abschnittweise kann der Tunnel aber nicht eröffnet werden.

Bis zur Inbetriebnahme des unterirdischen Bauwerks bleibt deshalb das Straßenprovisorium an der Oberfläche bestehen, das geradlinig durch das so genannte Bundesforum führt - fast über dem Tunnelbauwerk der B 96. Später allerdings wird die Durchfahrt nur noch über mehrere Ecken möglich sein. Wer zum Beispiel von Norden kommt, muss über die Willy-Brandt-Straße fahren, in die Otto-von-Bismarck-Allee einbiegen, dann wieder nach rechts in die Konrad-Adenauer-Straße abbiegen, um dann erneut in die Paul-Löbe-Allee einzubiegen, von der es wieder nach einem Abbiegen entweder auf die Heinrich-von-Gagern-Straße oder die Ebertstraße weiter Richtung Süden geht. Eine schnelle Passage dürfte so kaum möglich sein, hoffen die Verkehrsplaner.

Vor dem Paul-Löbe-Haus führt die Straße unter einem weit auskragenden Dach hindurch, das als Wetterschutz für ankommende und abfahrende Parlamentarier und Mitarbeiter gedacht war. Das Dach sei auf Wunsch des Parlaments immer größer geworden, bis es die Straße überdeckt habe, begründen die Verkehrsplaner diese ungewöhnliche Variante einer überdachten Straße. Die Parlamentarier hatten die Straßenplanung schlicht und einfach übersehen, wie vor kurzem der Vorsitzende der Bundestagsbaukommision, Dietmar Kansy, zerknirscht zugab.

Die Heinrich-von-Gagern-Straße, die um wenige Meter nach Osten verlegte und dabei schmaler gewordene ehemalige Entlastungsstraße, führt aber nur bis zur Straße des 17. Juni, da der heute noch anschließende Abschnitt bis zum Kemperplatz aufgegeben und wieder begrünt wird. Am Kemperplatz befinden sich die Ein- und Ausfahrten des Tunnels für den Nord-Süd-Verkehr, die dort direkt auf die Entlastungsstraße münden, die zur Potsdamer Straße vor dem Sony-Komplex führt.

Nur im Zick-Zack führt auch der Weg von Ost nach West durch das Regierungsviertel. Ein Nadelöhr ist hier vor allem die Dorotheenstraße zwischen den Abgeordnetenbüros. Die Parlamentarier wollten die Straße für den Durchgangsverkehr schließen, doch der Senat setzte eine Spur je Richtung auch für die Allgemeinheit durch. Die Dorotheenstraße wird gebraucht, wenn das Brandenburger Tor für den Durchgangsverkehr geschlossen werden sollte, wie es Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) weiter plant.

Eine Entlastung im Ost-West-Verkehr ist aber für 2004 geplant. Dann soll nämlich die Brücke über den Humboldthafen fertig sein, die - außerhalb des Regierungsviertels - das Friedrich-List-Ufer mit dem Kapelleufer verbindet.

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