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Was wird aus ihm? Womöglich steht der Holzbär im Viktoriapark bald ganz alleine.

© Kitty Kleist-Heinrich

Tiergehege in Berlin-Kreuzberg: Sollen doch alle zum Zoo fahren

Unser Kolumnist ärgert sich über das Artensterben im Kreuzberger Viktoriapark - und macht sich große Sorgen um die Zukunft der Berliner Schüler.

Nicht mal die Krokodilstränen haben sie uns erspart, die herzlosen Verweser aus Kreuzberger Amtsstuben: „Schweren Herzens müssen wir nunmehr leider das Tiergehege auflösen“, schreiben sie und schießen, pardon: treiben den Bock und seine Ziegen von der Weide am Fuße des Viktoriaparks. Schuld daran sind natürlich die anderen: Jobcenter, Bund, die haben den „Beschäftigungsträger“ nicht ordentlich bezahlt, drehten den Hütern der Gänse, Sittiche und Kaninchen immer mal wieder den Geldhahn zu. Das stank dem Bezirk tierisch, weil er sich dann selber kümmern musste ums liebe Vieh. Und das ist dem „Fachbereich Grünflächen“ wirklich nicht zuzumuten.

Ein Armutszeugnis ist es, jawohl, den Straßenkindern aus den Mietskasernen die letzten Quadratmeter Idylle zu rauben. Wer will sich da wundern, wenn die Berliner Schüler im Aufsatz die beeindruckende Artenvielfalt künftig anhand der Canidae beschreiben: Köter, Kampfhund, Kläffer – Lassie und Struppi.

Wie meinen? Wir machen den Bock zum Gärtner, der Bezirk hat kein Geld, es gibt Wichtigeres als ein paar Ziegen? Stimmt eigentlich. Sollen doch alle zum Zoo fahren. Oder besser gleich zum Lausitzer Platz. Immer der Nase nach, am Duft der Cannabis-Schwaden vorbei, bis zum Ende des Parks hinten durch. Da ist doch auch ein Streichelzoo. Noch.

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