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Berlin: Tierisch gut

Veterinäre kontrollierten die Gehege im Zirkus Charivari. Die sind in Ordnung. Hessen plant ein Großtierverbot

Die Veterinäre waren zufrieden: „Tierhaltung ohne Beanstandung, Gehege groß dimensioniert.“ So lautete gestern ihr Urteil über Zirkus Charivari, der seit Mittwoch für vier Wochen am Zentralen Festplatz in Wedding gastiert. Die Amtsmediziner kontrollierten Zelte und Aufbauten, Haltung und Pflege der Tiere. Außer Kleinigkeiten gäbe es keine Beanstandungen, berichtet der Amtstierarzt Hans Bathe-Peters. Im Gegenteil: Es sei selten, dass Zirkusse ihren Tieren so viel Platz ließen. 100 Quadratmeter Fläche benötigen zwei Elefanten mindestens im Außengehege, bei Charivari sind es 150. Rund 4000 Quadratmeter Stellfläche insgesamt benötigt der Zirkus für seine 70 Tiere, darunter Elefanten, Emus und Kängurus.

„Ich wäre froh, wenn jeder Zirkus das so machen würde“, sagt Bathe-Peters. „Aber das passiert leider nicht immer.“ Tatsächlich gab es in jüngster Zeit mehrere Vorfälle von misshandelten Elefanten in Zirkussen. Zuletzt stellten Tierschützer die Zustände beim Zirkus Giovanni Althoff an den Pranger. Dort starben zwei Elefanten, und die Elefantendame Sikkim litt an Unterernährung. Für Jochen Fleischmann, Direktor vom Zirkus Charivari, unbegreiflich: „So etwas tut mir richtig weh“, sagt er. Außerdem gebe es genug Richtlinien für Zirkusse. Das Problem sei, dass sie nicht eingehalten werden. Wenn ein Zirkus in eine neue Stadt zieht, besteht die Pflicht für eine Veterinärabnahme. Zu der muss sich der Zirkus aber selbst anmelden. Was er natürlich auch lassen kann. So sei es möglich, dass ein Zirkus monatelang unbemerkt mit halb verhungerten Elefanten durchs Land toure, sagt Fleischmann. Sein Zirkus dagegen mache alles öffentlich: „Weil wir nichts zu verbergen haben.“ Er wolle zeigen, dass artgerechte Haltung durchaus auch im Zirkus möglich ist.

Dietmar Jarofke, pensionierter Tierarzt vom Zoo, gibt ihm Recht: Man müsse der einseitigen Debatte, die Großtierhaltung im Zirkus verdamme, etwas entgegensetzen. Die meisten Zirkusse hielten ihre Tiere artgerecht, sagt Jarofke. Daran glaubt Hessens Landesregierung offenbar nicht. Sie hat eine Initiative gegen die Haltung von Affen, Bären und Elefanten im Zirkus gestartet. Am 26. September soll sie in den Bundesrat eingebracht werden.

Zirkus-Vorführungen: Mittwoch bis Samstag 16 und 20 Uhr, Sonntag 11, 14.30 und 18 Uhr, Eintritt: 12 bis 28 Euro, Reservierungstelefon: (0173) 3855069

Laura Platt

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